6 Südafrikanische Probleme.
Südafrika so weiter trieben, würde es zu einem neuen Kriege kommen, scheinen derartigen Prophezeiungen einen Schein von Berechtigung geben. Es muß aber doch möglich sein, die Wahrscheinlichkeit eines derartigen Ereignisses genauer zu prüfen, nachzuforschen, ob in der Stimmung und im Volkscharakter der Buren die Voraussetzungen dafür gegeben sind, und abzuwägen, welche Aussichten ein derartiges Unternehmen überhaupt hat.
Sollte nun wenig dafür sprechen, daß die Llhr der südafrikanischen Geschichte in der Weise wieder zurückgestellt werden könnte, daß sich der Gegensatz britischer Kolonien gegen holländisch regierte freie Bauernstaaten erneuert, dann werden wir damit rechnen müssen, daß über das ganze Gebiet des heutigen britischen Südafrikas Engländer und Buren dauernd nebeneinander wohnen und das Letztere, ohne an holländischen Staatswesen einen Rückhalt zu haben, wie seither, den Kampf um ihre nationale Behauptung werden führen müssen. Was haben sie hierbei für Aussichten mit ihrer Afrikander- Taal, die ihnen nur an das kleine holländische Volk Anlehnung gibt und dabei doch schon von der holländischen Schriftsprache weit abweicht, im Kampfe gegen die englische Weltsprache, die das ganze Geschäftsleben schon bisher beherrscht hat und nun auch im amtlichen Verkehr und im gesellschaftlichen Leben in die Vormachtstellung einrückt? An sich ist schon das Studium dieses Sprachen- streites für den, der die gleichen Erscheinungen auf unserem alten Kontinent aufmerksam verfolgt, von großem Reiz. Es gibt ja kaum einen Punkt an unserer weit ausgedehnten deutschen Sprachgrenze, wo wir ihn nicht vorfinden; hier sind wir im Vordringen, dort in Abwehr-