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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
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Rolf Eggers

Unter den Fundstücken, wie Klingen, Kratzern, Spitzen, Kernsteinhobeln, Klein­geräten, Abfällen und ausgeglühtem Flint, fällt eine Gruppe besonders auf. Bei diesen Geräten ist dem Schlagpunkt gegenüber eine zinkenartige Nase heraus­gearbeitet, die mit feiner Nachretusche versehen ist (Abb. 2,1.3.4). Diese Geräte dürften die gleiche oder eine ähnliche Funktion wie die jungpaläo- lithischen Zinken erfüllt haben und dann wohl als Stoß- oder Druckwerkzeuge zum Einarbeiten von Rillen in weiches Material, wie Holz, Knochen und Geweih, gebraucht worden sein. Eine Beziehung zu einer steinzeitlichen Kultur ist nicht zu erkennen. Alfred Rust, dem die Stücke zur Beurteilung vorgelegen haben, hält jedoch ausgehendes Jungpaläolithikum für möglich.

3. Ein mittelsteinzeitlicher Werkplatz

Bei Bauarbeiten zur Fertigstellung der Autobahnabfahrt Schiff dorferdamm-West- seite wurden durch Bauarbeiter Anhäufungen von Findlingen unterschiedlicher Größe gemeldet, die von Torf in einer Mächtigkeit bis zu einem Meter über­wachsen waren.

Bei meinem Eintreffen auf der Baustelle waren bis auf einen großen Findling alle übrigen schon aus der Trasse geräumt. Das Gelände war leicht von Wasser über­spült. Untersucht werden konnte nur noch der verbliebene große fast rechteckige Findling (ca. 1,5 qm Fläche, 0,60 m hoch), um den herum eine kleine Fläche ungestörter alter Oberfläche stehengeblieben war. Der Findling hatte oben auf seiner östlichen Hälfte eine Vertiefung, die mit Torf ausgefüllt war. Beim Ab­heben des Torfes fanden sich in dieser Vertiefung direkt auf der Oberfläche des Findlings drei Abschläge aus Feuerstein, darunter einer mit Gebrauchsspuren (Abb. 2, 7-9). Diese Funde gaben Veranlassung, den um den Findling stehenge­bliebenen Rest der ungestörten alten Oberfläche gründlich zu untersuchen, was durch das stehende Wasser sehr erschwert wurde. Dennoch konnten mehrere Feuersteinklingen mit und ohne Bearbeitung, Kernsteine, Abfälle, ein Stück aus­geglühter Feuerstein, eine Muschelschale und ein Knochenbruchstück gefunden wer­den (Abb. 2, 10-14). Das Knochenbruchstück lag unter dem östlichen Rand des Findlings im oder auf dem anstehenden pleistozänen Sand. Die übrigen Arte­fakte wurden beim Abtasten der alten unter Wasser stehenden Oberfläche rund um den Findling geborgen.

Möglicherweise war der Findling Arbeitsplatte eines mesolithischen Feuerstein­schmiedes, der hier seine Klingen schlug? Nicht auszuschließen ist, daß die in der Nähe gelegenen und beseitigten Anhäufungen kleinerer Findlinge Reste von Be­hausungen gewesen sein könnten. Diese Frage ist jedoch nicht mehr zu klären, da die Steine und der sie überlagernde Torf bei meinem Erscheinen bereits zusam­men mit Boden und Torf anderer Stellen zu einem Wall zusammengeschoben waren.

4. Ein jungsteinzeitlicher Rastplatz

Die Trasse der Autobahn führt nördlich der Spadener Straße, zwischen Spaden und Leherheide, durch Moorgebiete. Nach dem Abtragen der Torfschichten zeigten sich unter diesem Moor mehrere Geestrücken, die einmal Inseln im Wasser bzw. Moor gewesen sein müssen. Beim Absuchen eines dieser Geestrücken in Höhe der