Nackengebogene Äxte vom nordwestdeutschen Typ
Von Karl Heinz Brandt Meinem Vater zum 75. Geburtstag
Seit Nils Äberg *) die nackengebogenen Äxte behandelte, ist mehr als ein halbes Jahrhundert vergangen. Eine Neubearbeitung des stark angewachsenen Materials in typologischer und vor allem chronologischer Hinsicht war daher schon lange wünschenswert.
Bei der Materialaufnahme für meine Dissertation „Äxte und Beile der Jüngeren Steinzeit in Nordwestdeutschland" 2 ) in den Jahren 1949—51 habe ich auch diese Äxte aufgenommen. Aber schon während der Museumsreisen deutete sich immer klarer an, daß sie nicht zu den neolithischen Formen zu stellen waren, wie Schroller 3 ) bereits 1936 zurückhaltend vermutete und was 1938 für Glob 4 ) schon Gewißheit war. Bei der Bearbeitung der neolithischen Formen wurden diese Äxte daher ebenso wie die sogenannten „Äxte mit Kegelstumpfnacken" 5 ) außer Acht gelassen. Eine gesonderte Bearbeitung ist von mir zwar wiederholt in Aussicht gestellt worden 6 ), mußte aber immer wieder dringenderen Aufgaben weichen. Die jetzige Vorlage kann sich in der Klassifizierung weitgehend an Nils Äberg 7 )
') Die nackengebogenen Äxte und die Rhombenäxte. Prähist. Zeitschrift 8, 1916, S. 93—108.
2 ) Phil. Diss. Kiel 1953. Überarbeitete Fassung gedruckt unter dem Titel „Studien über steinerne Äxte und Beile der Jüngeren Steinzeit und der Stein-Kupferzeit Nordwestdeutschlands (1967).
3 ) Hermann Schroller, Über das Vorkommen von Steingeräten in der Metallzeit ■— Gleichzeitig ein Beitrag zum Donarkult. In: Die Kunde 4, 1936, S. 31—35.
4 ) Peter V. Glob, Stenredskaber fra Bronzealderen. In: Winther — Festskrift, til Kobmand Jens Winther paa 75-Aarsdagen (1938) S. 64 ff.
5 ) Karl Hermann Jacob-Friesen, Die neolithischen Gerätformen Hannovers. In: Nachrichtenblatt für Niedersachsens Vorgeschichte N. F. 1, 1924, S. 46, Form 35.
Von Glob a. a. O. und Evert Baudou (Die regionale und chronologische Einteilung der Jüngeren Bronzezeit im Nordischen Kreis [1960] S. 48) als „rechtwinklige Steinäxte" bezeichnet. Diese Äxte werden in der Literatur zumeist nicht klar von den hier behandelten nackengebogenen Äxten getrennt (z. B. Schroller a. a. O.; Otto Uenze in: Fundberichte aus Hessen 2, 1962, S. 126 f.; P. J. R. Modderman in: Berichten van de Rijksdienst vor het Oudheidkundig Bodemonderzoek 14, 1964, S. 69; Dieter Hoof, Die Steinbeile und Steinäxte im Gebiet des Niederrheins und der Maas [1970] S. 104 f.). Sie sind aber eine selbständige Axtform! Zeitlich und räumlich haben sie jedoch mit den nackengebogenen Äxten manches gemein. Beide Axtformen wären deshalb am besten gemeinsam behandelt worden. Der begrenzte Umfang dieses Heftes ließ dies jedoch nicht zu, weshalb eine Publikation der „rechtwinkligen Äxte" an anderer Stelle erfolgen muß.
6 ) Anm. 2 und Bremer Archäologische Blätter 5, 1969, S. 89.
7 ) Anm. 1.