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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
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Besprechungen

Neben manchen anderen, nicht im einzelnen aufzählbaren Neuerungen des Bear­beiters sei hier als besonders erfreulich die Beseitigung der nomenklatorischen Eigenmächtigkeiten Grahmanns hervorgehoben.

Weit weniger erfreulich erscheint demgegenüber, daß die in der 2. Auflage auf Seite 129 gemachten Bemerkungen Grahmanns über Dr. Otto Hauser und den Fund von Le Moustier in der jetzigen Ausgabe so verschärft wurden. Die hier und anderswo immer wieder begegnenden Verunglimpfungen Hausers müssen einem unbefangenen und objektiven Betrachter schlicht als unsachlich erscheinen. Bei einer Generation, die persönlich und weltanschaulich (!) mit dem schwer körperbehin­derten Hauser kollidiert war, mag eine Ablehnung vielleicht noch verständlich erscheinen. Wenn sich aber die jetzt führende Generation weder um Abbau noch um Richtigstellung bemüht, macht sie sich einfach zum Mittler von Fußtritten aus den Gräbern jener abgetretenen Generation. Das ist zumindest fahrlässig. Daß in dem vorliegenden Werk wenigstens teilweise widersprüchlich und wider besseres Wissen über Hauser und seine Arbeit berichtet wird, zeigt, daß der Fund von Le Moustier trotz abwertender Bemerkungen auf S. 119 in der Tabelle S. 167 als gesicherter Fund eingetragen wurde. Darüberhinaus fragt man sich, warum verschwiegen wurde, daß die Bergung des Fundes allein von Hermann Klaatsch, einem seinerzeit bestrenommierten Professor für Anthropologie, vorgenommen wurde. Daß die erste Zusammensetzung des Schädels durch denselben H. Klaatsch erfolgt ist, wurde wenigstens in der 2. Auflage erwähnt. Jetzt fehlt dieser Hin­weis, so daß Hauser dem unbefangenen Leser wiederum als Sündenbock er­scheinen muß. War weiterhin in der 2. Auflage allein schon recht peinlich, daß bei Besprechung des Fundes von Combe-Capelle die Erwähnung Hausers ver­gessen worden war, so muß man die jetzige Form, in der das Versäumte nach­geholt wurde, als völlig überflüssig bezeichnen. Im übrigen sollte man der for­schungsgeschichtlichen Wahrheit wegen nicht weiter verschweigen, daß dem Hauserschen Fund von Le Moustier die Priorität vor dem Skelett von La- Chapelle-aux-Saints zukommt.

Trotz des im Vorstehenden herausgestellten Schönheitsfehlers, der bei einer sicher zu erwartenden weiteren Auflage leicht zu beseitigen wäre, ist das preisgünstige Buch jedem, der sich eingehender mit der pleistozänen Archäologie beschäftigen will, sehr zu empfehlen.

K. H. Brandt

Friedrich Behn, Die Bronzezeit in Nordeuropa. Bildnis einer prähistorischen Hochkultur.

1967. 120 Seiten. 16 Zeichnungen, 36 Abbildungen auf Kunstdruck. Kart. DM 4,80. Urban Bücher Bd. 102.

Nachdem der Kohlhammer-Verlag bereits früher zwei Titel aus dem Bereich der Vor- und Frühgeschichte in seine wissenschaftliche Taschenbuchreihe (Urban- Bücher) aufgenommen hat, bringt er jetzt einen weiteren. Gemäß der der gesamten Reihe zugrunde liegenden wissenschaftlichen Sauberkeit, hat sich der Verlag wie­derum eines Wissenschaftlers versichert, der die Gabe hat, schreiben zu können. Schreiben zu können und dabei die wissenschaftlichen Erkenntnisse im Griff zu