Zum Stand der Untersuchungen in der Siedlung des 1. Jahrtausends .
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mein darf man jedoch in Analogie zu den Ergebnissen in Warendorf 31 ) vermuten, daß bei einer Größe der Hof stellen von ca. 100 X 100 Metern auf der Dünenkuppe kaum mehr als 3 Höfe gleichzeitig Platz gefunden haben dürften. Dennoch bleibt auffällig, daß bei der langen Besiedlungsdauer so wenige Uber- schneidungen zu beobachten sind. Dies läßt sich am einleuchtendsten wohl damit erklären, daß die einzelnen Siedlungsschichten ihren jeweiligen Schwerpunkt in verschiedenen Teilen der Dünenkuppe besaßen 32 ). Um in diesem Punkt wenigstens zu einigen grundsätzlichen Einsichten zu gelangen, muß man bei dem gegenwärtigen Stand der Untersuchungen jede Siedlungsstruktur für sich datieren. Besondere Schwierigkeiten bereiten hierbei die Grubenhäuser, die außer Webgewichten und Spinnwirteln kaum jemals Funde in primärer Lagerung geliefert haben. Die Gruben dieser Häuser sind durch Solifluktion, Verschwemmung der Kulturschicht bei starken Niederschlägen, Benutzung als Abfallgruben, absichtliche Ver- füllung oder ähnliche Vorgänge zugefüllt worden. Dadurch konnten theoretisch Hinterlassenschaften aller Perioden, die in näherer oder weiterer Nachbarschaft der betreffenden Grube abgelagert worden sind, in die Füllung geraten. Ungeachtet dieser Tatsache darf man jedoch annehmen, daß in einem Dünengebiet, besonders in dessen Hanglagen, Hohlformen nicht besonders lange offen bleiben, wie das aktuelle geologische Geschehen während der Grabung wiederholt eindrucksvoll demonstrierte. Man darf daher mit Einschränkungen unterstellen, daß grundsätzlich die jüngsten Funde einer Grubenfüllung der Erbauungs- bzw. Benutzungszeit des Gebäudes recht nahe kommen. So gewonnene Einzeldatierungen müssen jedoch zur gegebenen Zeit, wenn durch den Fortgang der Grabungen größere Flächen zusammengewachsen sind, mit anderen Methoden überprüft und ergänzt werden. Analysiert man nun die Funde der Grubenfüllungen, was aus den angedeuteten Gründen z. Z. nur kursorisch geschehen kann, so zeigt sich, daß die Masse der Grubenhäuser mit mehr als sechs Pfosten, die zudem einen Anteil von etwa 75 % der Gesamtmenge stellen, spätsächsisch sind. Daß nachvölkerwanderungszeitliche Grubenhäuser vorwiegend dem genannten Typ angehören, läßt sich auch andernorts beobachten. Als weiteres Merkmal dieser Gruppe sei genannt, daß nur sie Hinweise auf Herdstellen gegeben haben.
Mit dem Umweg über ein solches Grubenhaus läßt sich auch das Pferdeskelett, das neben und parallel zu einem Haus dieses Typs aufgefunden wurde, in spätsächsische Zeit datieren.
Dem Uberwiegen spätsächsischer Grubenhäuser entspricht, daß zwei der drei ebenerdigen Großbauten, nämlich beide Firstsäulenhäuser, ebenfalls spätsächsisch sind. Für die älteren Perioden (1. bis 5. Jahrhundert) bleiben somit nur verhältnismäßig wenig Siedlungsspuren. Hierbei muß jedoch berücksichtigt werden, daß die Sied- lungsschicht des 1. Jahrhunderts in großen Teilen des östlichen Siedlungsteiles unter einer sterilen Sandaufwehung verborgen war und nicht ausgegraben werden konnte. Hinzu kommt, daß die Besiedlung dieser Zeit weiter hangabwärts reichte, in eine Zone, die bisher nur am Rande erfaßt wurde.
31 ) W. Winkelmann in: Neue Ausgrabungen in Deutschland (1958) S. 514.
32 ) R. Schindler, Hammaburg 4, 1953/55, S. 195 (Hamburg-Farmsen).