Druckschrift 
Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
Entstehung
Seite
54
Einzelbild herunterladen
 

54

Peter Berghaus

22. b. Bückeburg, Kr. Schaumburg-Lippe.

Fundumstände unbekannt.

Bronzemünze des Augustus.

Verbleib:Früher im Landesmuseum Münster 32 ). Die Verbreitungskarte von Bronze- und Kupfermünzen aus der Zeit des Augustus in Nordwestdeutschland weist einige bemerkenswerte Ballungen auf. Sie stimmt nur zum Teil mit der Streuung der augusteischen Gold- und Silbermünzen überein, die sich u. a. im Gebiet um Barenau und Hunteburg häufen und damit reichlich Anlaß zu langen Diskussionen über die örtlichkeit der Varusschlacht gegeben haben 33 ). Bei den Bronzemünzen scheinen sich vielmehr 3 Räume abzuheben 34 ):

1. Das Einzugsgebiet der augusteischen Lager von Haltern und Oberaden. Hier überwiegen die auch in Oberaden vorwiegend aufgetretenen Nemaususgepräge der 1. Serie.

2. Der Raum zwischen Teutoburger Wald am Brackweder Paß und der oberen Weser. Hier sind 3 Lugdunum-Asses der 1. Serie nachzuweisen, ferner ein Nemausus-As und ein römischer Münzmeisteras. Zwei der Fundmünzen (17 und 18) tragen Gegenstempel, wie sie auf Fundmünzen der Legionslager so häufig begegnen 35 ).

3. Das Küstengebiet zwischen Dollart und Weser. Hier liegen alle Typen vor, von Lugdunum aber bemerkenswerterweise das einzige Exemplar aus Nord­westdeutschland der 2. Emission, die um 1014 n. Chr. entstanden ist 30 ).

Trifft unsere Vermutung zu, daß die augusteischen Bronze- und Kupfermünzen, die in erster Linie in Lagern begegnen, mehr als die zahlreich bezeugten Gold- und Silbermünzen der gleichen Zeit, die durchaus auch auf Handelsgewinn zurück­gehen könnten, auf die Anwesenheit römischer Legionäre schließen lassen, so könnte die Fundkarte als ein Spiegelbild der römischen Militäroperationen zwi­schen Rhein und Weser zur Zeit der Kaiser Augustus und Tiberius gelten. Zeitlich zuerst tritt das Einzugsgebiet von Oberaden und Haltern in Erscheinung. Es scheint in kurzem Abstand der Raum zwischen Teutoburger Wald und Weser zu folgen. Zuletzt schließt sich das Küstengebiet an. Mit aller Zurückhaltung lassen sich an diesen Fundgruppen die drei wichtigen römischen Züge ablesen. Im Raum um Oberaden und Haltern zeichnen sich die Züge des Drusus (129 v. Chr.) ab, in Haltern selbst scheint sich die Katastrophe des Jahres 9 n. Chr. wider­zuspiegeln 37 ). Die Niederlage des Varus mit dem vorangehenden Zug hat sich in den Bronzefunden zwischen Brackweder Paß und oberer Weser niedergeschlagen. Das Küstengebiet endlich, wo sich in Dangast der Semis der 2. Serie von Lugdunum (1014 n. Chr.) fand, erinnert mit seinen Fundstücken an die Kriegszüge des Germanicus 1416 n. Chr., die seine Truppen auch an die Emsmündung und an die friesische Küste führten 38 ).

32 ) Langewiesche/Wormstall a. a. O. S. 176,

33 ) Vgl. die Hinweise bei Christ a. a. O. S. 1213.

34 ) Die unsicher überlieferten Fundnachrichten werden hier nicht berücksichtigt. Vgl. Anm. 3.

*>) Kraft a. a. O. S. 95.

37 ) Kraft vermeidet es a. a. O. absichtlich, das Enddatum des Lagers Haltern mit dem Jahre 9 n. Chr. gleichzusetzen, doch deuten seine Ergebnisse ganz in diese Richtung.

M ) H -E. Stier, Die Bedeutung der römischen Angriffskriege für Westfalen. Westfälische For. schungen 1, 1938, S. 269301.