Mitteleuropäische Urnenfelderkultur und keltisches Latene
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Abb. 14. 1 Oosterwolde, Prov. Friesland. 2 Waldalgesheim. Kr. Kreuznach (nach Lindenschmidt). 3 Godelheim, Kr. Höxter. 4 Bad Nauheim (nach Schönberger). 1.3 M. 1 :3,5; 2.4 M. ca. 2 : 3.
Das keltische Latene führt diesen Vorgang laufend weiter. Wenn Jacobsthal an Este als eine der Grundlagen für die keltische Latenekunst gedacht hat, so hatte er damit schon einen Zipfel der Urnenfelderkultur in der Hand. Der historische Gewinn — die Richtigkeit unserer Betrachtung vorausgesetzt — läge darin, daß sich auf archäoligischem Wege eine, wie es scheint, unbeirrbare Geisteshaltung durch eine lange Reihe von Jahrhunderten feststellen läßt, deren äußere Ausdrucksform sich im wesentlichen unverändert erhalten hat, so daß die Annahme einer festen inneren Tradition berechtigt ist. Das Ende dieser kultischreligiösen Macht fällt, soweit bis jetzt feststellbar, in das frühe Mittelalter mit seiner Christianisierung in Nord- und Mitteleuropa. Ihre Wurzeln lassen sich zwanglos bis in die Blütezeit der mitteleuropäischen Urnenfelderkultur um die letzte Jahrtausendwende vor Chr. Geb. zurückverfolgen, voraussichtlich sogar noch um ein halbes Jahrtausend höher hinauf feststellen. Damit stehen wir vor einer auf religiösem Gebiet außerordentlich machtvollen Erscheinung im geistigen Leben der europäisch (-kleinasiatischen) Völker, im Hinblick auf Zeit und Raum und innere Lebenskraft. Ein Phänomen, bedeutend genug, den offenen Fragen weiter nachzugehen, wo ihr Ursprung liegt und wie ihr Ausgang sich vollzog.