Viertes Kapitel.
Der Schluß des Miltelalters.
Inmitten der inneren Unruhen hat der Chronist, von dem unsere älteste Stadtchronik noch zwei Jahre über Johann Hemelings Tod hinans ganz in dessen Geiste fortgesetzt worden ist, die Feder niedergelegt. Die letzten Ereignisse, die er erzählt, gehören dem Jahre 1430 an: eine neue Pestepidemie, die in Stadt und Stift wütete, eirce^-Fehde zwischen Erzbischof Nicolaus und dem Junker Johann von Hoya, ein verfehlter Angriff Focke Ukenas und Sibets auf das Stadland und der Tod der Mutter des Erzbischofs, der Gräfin Richardis von Delmenhorst. Die Enthauptung Vasmers, des „angesehenen, klugen, herrlichen Mannes", mag ihm, der mit ganzer Seele auf der Seite des alten Rates stand, wie manchem andern, den Blick in die Zukunft getrübt und darum die Lust, die Geschicke Bremens weiter aufzuzeichnen, geraubt haben. Von den heimischen Dingen wandte sich sein Auge in die Ferne, aus der soeben die wundersame Mär erklang, daß in Frankreich eine Jungfrau das Banner siegreich gegen die Engländer trage. Mit dieser Mär schließt er sein Werk ab. Sie mochte ihm wie eine tröstliche Verheißung klingen, daß auch für Bremen ein Tag der Befreiung von dem Alpdruck der Revolution kommen werde. Ob er diesen Tag erlebt hat, wissen wir nicht.