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Die deutschen Kolonien : ein Bilderbuch aller deutschen Kolonien ; mit 168 photographischen Aufnahmen / von Paul Rohrbach. Hrsg. mit Unterstützung der Deutschen Kolonialgesellschaft
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auch die Bevölkerungsverhältnisse. Adamaua war früher ein großes selbständiges Reich unter der Herrschaft eines rötlich-hellfarbigen innerafrikanischen Volkes, der Fullahs, deren ursprüngliche Heimat wahrscheinlich weit im Osten in dem Ge­biete der heutigen Somalis liegt. Die Fullahs sind Mohammedaner und haben auch die ihnen unterworfenen Negerftämme größtenteils zum Islam bekehrt. Ur­sprünglich waren die Fullahs viehzüchtende Nomaden. Sie haben aus ihrer öst­lichen Heimat das oftafrikanisch-indische Buckelrind, das jetzt in Kamerun allge­mein Fullahrind genannt wird, nach Adamaua mitgebracht. Diese Fullahrinder bilden einen ganz besonderen Reichtum des inneren Hochlandes von Kamerun, denn ringsum liegen innerhalb des englischen und französischen Kolonialbesitzes lauter von der Tsetsefliege verseuchte Länder, in denen keinerlei Viehzucht mög­lich ist. Wenn erst die Eisenbahn den gleichfalls von der Tsetsefliege heimgesuch­ten Urwaldgürtel durchqueren wird, dann wird sich auch aus Adamaua ein großer Viehtransport nach der ganzen fleischbedürftigen Westküste entwickeln. In Ada­maua lernen wir auch das zweite mohammedanische Volk Weftafrikas, dessen An­gehörige zum großen Teil innerhalb unserer Kolonie Kamerun leben, näher kennen: die Haussas. Diese Haussas sind im Gegensatze zu den Fullahs richtige Schwarze. Sie sind geschickte Handelsleute und durchziehen als solche ganz Weftafrika. Der wichtigste Platz in Adamaua ist Garua am Benue. Jenseits des Benue liegt der deutsche Anteil an dem großen Negersultanat Bornu, und am Ufer des Tschad­sees wohnen die nördlichsten deutschen Untertanen in Afrika, die Kanuris, die ihre Hütten aus dem Schilf bauen, das in unendlicher Menge die flachen sumpfigen Ufer des Tschadsees umsäumt.

In Südkamerun gehen das Tiefland der Küste und das innere Plateau allmäh­licher ineinander über, als im Nordwesten; ganz Südkamerun ist Waldland. Hier finden sich auch noch die größten Bestände des Kautschukbaumes, dessen Stamm über und über mit fischgrätenförmig verzweigten Schnitten bedeckt wird, um den Milchsaft abzuzapfen, durch dessen Gerinnen der Kautschuk entsteht. Der Urwald von Südkamerun ist aber auch die Heimat besonders wilder und bar­barischer Stämme, die das Geschäft des Kautschuksammelns unter Umständen für den Händler und Zapfer zu einem sehr gefährlichen machen können. Unter den Waldvölkern von Südkamerun sind zwei, die Njems und die Makkas, noch Menschenfresser, die vor der deutschen Herrschaft jahraus jahrein ihre Nachbarn überfielen, um Gefangene zu machen, deren Fleisch dann, in Stücke gehackt, auf offenem Markte verkauft wurde. Dieser Kannibalismus entstand vor allen Dingen dadurch, daß der Urwald so überaus arm an jagdbarem und eßbarem Getier ist. Der Wildreichtum Afrikas steckt nicht in seinen Wäldern, sondern er lebt auf den großen Grashochländern, und es ist nichts anderes, als der dem Menschen über­wiegend angeborene unüberwindliche Hunger nach Fleisch, der die Menschenfresserei der Makkas erzeugt hat. Um die Unterwerfung dieser Wilden hat sich vor allen Dingen der in ganz Kamerun berühmte, leider zu früh verstorbene Major Do- minik verdient gemacht. Den Schlüssel für die wirtschaftliche Ausnutzung einer Kolonie wie Kamerun bildet, wie fast überall im tropischen Afrika, die sogenannte Volkskultur oder die Hebung der Eigenproduktion der Eingeborenen. Für jenen Teil der Erdoberfläche gilt in ganz besonderem Maße der Satz, daß die Tropen dazu bestimmt sind, als Rohstofflieferanten für den immer mehr sich entwickeln­den Bedarf der Weltindustrie einzutreten. Es handelt sich dabei durchweg um

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