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Die deutschen Kolonien : ein Bilderbuch aller deutschen Kolonien ; mit 168 photographischen Aufnahmen / von Paul Rohrbach. Hrsg. mit Unterstützung der Deutschen Kolonialgesellschaft
Entstehung
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laba zur Rechten und Kap Kamerun zur Linken ist etwa acht Kilometer breit. Dahinter dehnt sich ein ziemlich flaches haffähnliches Gewässer mit brackigem Wasser etwa von der Größe des Stettiner Haffs aus. Der NameKamerunbecken" stammt von den großen Massen von Krabben her, die zu gewissen Zeiten hier auf­treten und portugiesisch Cameroens heißen. Von verschiedenen Seiten münden kurze aber wasserreiche Küstenflüffe in das Haff. Vorsichtig sucht der Dampfer seinen Weg durch die von Seezeichen angedeutete Fahrrinne und gelangt schließ­lich in die Mündung des Wuri. Eine kurze Strecke oberhalb, bevor sich der Wuri in das Haff ergießt, liegt auf dem erhöhten südlichen User des Flusses die Stadt Duala. Kleinere Seedampser können unmittelbar vor Duala ankern; große Schiffe müssen eine Viertelstunde unterhalb der Stadt liegen bleiben, weil hier eine Sand­bank im Flusse die Weiterfahrt hindert. Es soll aber schon in nächster Zeit auch hier durch Baggerungen freie Durchfahrt geschaffen werden. Duala heißt so nach dem gleichnamigen Negerstamme, der hier seit langem ansässig ist. Schon lange / bevor Kamerun deutsche Kolonie wurde,haben Hamburger Kaufleute, vor allen« Dingen die Firma Woermann, mit den Dualas Handel getrieben. Damals be­saßen die Europäer aber noch keine festen Niederlassungen im Lande, sondern wohn­ten der Sicherheit halber auf abgetakelten und verankerten Schiffen, sogenannten Hulks, auf dem Wuriflusse. Jetzt ist in Duala eine ziemlich große deutsche Tropen- ftadt entstanden. Das Küstengebiet von Kamerun gehört nicht nur zu den heißesten, sondern auch zu den regenreichsten Teilen des Tropengürtels. Namentlich am Ab­hänge des Großen Kamerunberges, eines 4000 Meter hohen erloschenen Vul­kans, unmittelbar an der Küste, fallen ganz unerhörte Regenmengen; so beträgt z. B. die jährliche Regenhöhe in Bibundi und Debundscha am Westfuße des Berges etwa zehn Meter. Das ist ein Betrag, der auf der ganzen Erde nur noch ein ein­ziges Mal, am Südabhange des Himalaja in Vorderindien, erreicht wird. Die mittlere Jahrestemperatur an der Kamerunküfte beträgt 25°. Der Februar ist mit einer durchschnittlichen Temperatur von 27° der heißeste und der Juli mit 24° derkälteste" Monat. Um Mittag und in der Sonne ist die Hitze natürlich noch sehr viel größer, als diese durchschnittlichen Werte angeben. An sich wird es manchmal in Südweftafrika heißer als in Kamerun, aber das Schlimme in den Tropengebieten ist das Fehlen der nächtlichen Abkühlung. Auch um Mitternacht und in den Stunden vor Sonnenaufgang, die sonst am kühlsten sind, bleibt die Thermometerhöhe meist über 20°. Daher findet der Weiße in den Tropen schwer erquickenden Schlaf, während die Neger von Geburt auf an diese stete, gleich­mäßig feuchte Schwüle gewöhnt sind. Der Handel suchte von Anfang an das Kamerunbecken und die Mündung des Wuri bei Duala als natürliche Eingangs­pforte des ganzen Landes auf, aber die ersten europäischen Plantagen entstanden nicht bei Duala, sondern etwas weiter nördlich an der Küste, am Abhänge des Großen Kamerunberges. Die dortigen Kakaopflanzungen liefern alljährlich für mehrere Millionen Mark Kakao nach Deutschland.

Der größte Mangel von Kamerun sind seine schlechten natürlichen Verkehrsver­hältnisse. Da das Land vom Innern zur Küste stufenförmig abfällt, so sind die Flüsse samt und sonders in ihrem Laufe durch Wasserfälle unterbrochen. Der Mungo und der Wuri, die beide in das Kamerunbecken münden, und ebenso der Hauptfluß Kameruns, der Sanaga,sind nur 70 Kilometer weit bis zu den ersten Stromschnellen mit Flußdampfern befahrbar. Darüber hinaus kann der Verkehr

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