Fünftes Kapitel.
Die Pflanzenwelt des Landes.
Man kann sich kaum einen schärferen Gegensatz vorstellen, als den zwischen dem scheinbar ganz nackten Boden der Küsten- wüste und den gut bewachsenen Steppen und Buschwäldern im Innern von Südwestafrika. Da die Küstenwüste wenigstens in ihrem äusseren Eindruck und in ihren Lebensbedingungen grosse Unterschiede nicht aufweist, so mag sie hier zuerst berücksichtigt werden.
Es muss betont weiden, dass es nur ganz wenige Flächen von verhältnismässig geringer Ausdehnung in diesem Gebiete giebt, die man als gänzlich aller Gewächse entbehrend bezeichnen kann. Dahin gehört höchstens ein Teil der auch in ihrem Ausseren sich stetig verändernden Dünen, während der nicht von Sand überschüttete Boden keineswegs so arm an Pflanzen ist wie das Bild, das die allgemeine Vorstellung sich von einer Wüste" macht. So vermochte Dinter allein in der Umgegend von Swakobmund an 200 Arten zu sammeln, von denen er allerdings nur 40 als einheimisch ansieht, während die übrigen im Laufe der Zeit das Mussthal herabgewandert sind, das wir ja wie die Uferlandschaften überhaupt als eine Übergangslandschaft nach dem Innern, ja geradezu als einen Oasenzug betrachten können. In Lüderitzbucht fand derselbe Reisende etwa 80 bis 100 Arten, die fast alle nicht mit der Mora von Swakobmund verwandt waren. Eine interessante Thatsache, denn sie zeigt uns, wie sogar kleine Verschiedenheiten (in diesem Falle wohl die jahreszeitliche Verteilung der äusserst spärlichen Niederschläge) selbst in diesen öden und eintönigen Regionen ziemlich grosse Unterschiede im Leben der Natur bedingen können.
Der landschaftliche Eindruck dieses Gebiets wird allerdings nur an wenigen Stellen durch die hier lebenden Gewächse be- einflusst. Ausserhalb der Flussthäler ist es wesentlich ein Gewächs, das wegen seiner merkwürdigen Gestalt eine Erwähnung verdient. Bestehend aus einem einer riesigen Rübe ähnelnden Holzstrunk mit zwei lederartigen, äusserst langen und sich