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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
Entstehung
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Die karolingisch-ottonische Bischofssepultur

ren während der jahrzehntelangen Bauzeit des romanischen Domes gegeben 48 ). Kaum zu klären ist demgegenüber die Gründungszeit des Baues der Periode VI. Nach der Ausdehnung seines Estrichs nach Osten, setzt er den Abbruch der Mi­chaelskapelle (103235) voraus. Bedenkt man weiter, daß die drei aus der Michaelskapelle in den Dom umgebetteten Erzbischöfe im quadratischen Altar­haus der älteren Perioden, südlich der Leuderich-Adaldag-Libentius-Reihe, schwer­lich Platz gefunden haben können 49 ), setzt auch diese Beobachtung zumindest eine Altarhauserweiterung voraus. Dies kann frühestens 1032 geschehen sein und würde Erzbischof Hermann, den Vorgänger Bezelins, als Bauherrn herausstellen, wovon jedoch keine Quelle weiß 50 ).

Trotz der angeführten tragfähigen Kriterien erscheint die Zuordnung des frag­lichen Estrichs der Periode VI zum 1041 abgebrannten Dom nicht vollauf befrie­digend. Sie setzt voraus, daß die Bankette des bestehenden Bauwerks aus der Bezelinzeit (1042/43) stammen, was keinesfalls als gesichert gelten kann. Irritie­rend wirkt hier die überlieferte Bautätigkeit Liemars (10721101), der zudem auf einer ihm ins Grab mitgegebenen zeitgenössischen (!) Bleitafel als constructor huius aecclesiae bezeichnet wird (Abb. 64). Bemerkenswert sind in diesem Zu­sammenhang vor allem die Annalen des Abtes Albert von Stade 51 ), der um 1240/50 für das Jahr 1089 einen großen Dombrand erwähnt. Für Liemar sei dieser Brand nach derselben Quelle Veranlassung gewesen, die Kirche bis auf den Grund abzutragen und neu zu bauen! Wären die Bankette somit erst Ende des 11. Jahr­hunderts, dann könnte der hochrot gebrannte Estrich (= Periode VI) durchaus zum Adalbert-Dom gehören, der 1089 gebrannt haben soll.

3 DIE KAROLINGISCH-OTTONISCHE BISCHOFS­SEPULTUR

Über die Lage der Bischofs- und Erzbischofsgräber bis 1043 unterrichtet Adam von Bremen verhältnismäßig genau 52 ). Seine Angaben sind überdies an Hand einer Skizze 53 ), die im Staatsarchiv Hannover aufbewahrt wurde (Abb. 21) und die durch Kriegseinwirkung verloren ist 54 ), überprüfbar. Nach einem kürzlich von Goetting erstellten Gutachten ist der Plan (i. F. Hannoverscher Plan genannt) in das letzte Viertel des 12. Jahrhunderts, vielleicht in den Anfang des 13. Jahrhun­derts zu stellen 55 ). Darauf deuten nach Goetting u. a.die Gestaltung der Mittel­bandbuchstaben, die ausschließliche Verwendung des unzialen d sowie die Gestal­tung des langen s und des w mit Sicherheit hin". Aber Adam allein kann man entnehmen, daß die meisten Gräber im Altarhaus und im Chor angelegt worden sind. Eine Parallelisierung mit dem Grabungsplan, die erst eine Lokalisierung der Sepultur im bestehenden Bauwerk ermöglichen kann, läßt sich über das Grab Erzbischof Rimberts (f 888) und die Nachricht Adams über die Lage des Grabes von Erzbischof Liavizo (f 1013) erreichen. Während Rimbert außerhalb der