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Bd. 3 (1906)
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Dr. Max Lühe.

6. Plasmodium majori# (Lav.).

Von Laveran im Blute von Parus major gefunden und durch die erhebliche Größe seiner kugeligen Gametocyten (Durchmesser 1112 p) gekennzeichnet, während die Schizonten denen von Proteosoma gleichen. Zahl der Merozoiten 16.

Ob übrigens wirklich alle von Laveran in der betreffenden Kohlmeise gefundenen Parasiten derselben Art angehören, ist noch nicht sicher; es kann sehr wohl eine Misch­infektion Vorgelegen haben. Laveran selbst weist darauf hin, daß er neben den eben erwähnten Schizonten und großen Gametocyten noch andere Formen gefunden habe, welche lebhaft an die Gametocyten von Haemoproteus erinnern. Daß er dieselben nicht als Vertreter einer besonderen Art, sondern als junge Gametocyten von Plasmodium majoris betrachtet, ist wohl der Anlaß gewesen, aus dem Novy und Mc Neal diese durch ihre Schizogonie als Plasmodium gekennzeichnete Art zur Gattung Haemoproteus rechnen (vgl. S. 145).

7. Plasmodium vaughani Novy u. McNeal, häufig in der nordamerikanischen Merula migratoria und dem Proteosoma ähnlich, aber kleiner als dieses und den Erythro- cytenkern infolge dieser seiner geringen Grüße nicht verdrängend. Bildet in der Regel nur vier Merozoiten. Auf Kanarienvögel überimpfbar.

8. Plasmodium praecox- Gk. et Fel., bekannter unter dem Namen Proteo­soma Labbe. Im Blute zahlreicher Vögel, vor allem Sing- und Raubvögel. Von Haemoproteus außer durch seine multiple Vermehrung durch Schizogonie auch noch dadurch unterschieden, daß es den Kern des befallenen Erythrocyten in charakte­ristischer Weise verdrängt, indem dieser sich zunächst in eine mehr oder weniger schräge bis fast cpiere Stellung dreht und dann nach dem einen Pole des Blut­körperchens verlagert. Die für Haemoproteus so charakteristische, den Kern um­greifende Bohnenform des Parasiten wird beim Proteosoma , wenn überhaupt, so doch mir selten gefunden. Die Zahl der Merozoiten wird sehr verschieden ange­geben (ca. G36). Ringformen wie bei den Parasiten des Menschen scheinen noch nicht beobachtet zu sein.

Mit Ausnahme der beiden Arten unter Nr. 6 u. 7 werden bisher alle Plasmodiden der Vögel zu einer Art gerechnet, deren Name vielfach gewechselt hat, dank der Konfusion, die anfänglich Grassi und Feletti und später Labbü gemacht haben. Ohne hier die vollständige Synonymie dieser Art zusammenzustellen, sei nur darauf hingewiesen, daß der Name Plasm. praecox von Grassi und Feletti nachträglich auf einen menschlichen Malariaparasiten übertragen und dann auch vielfach bis in die neueste Zeit hinein für den menschlichen Perniciosaparasiten gebraucht wurde, sowie ferner darauf, daß auch die beiderlei Arten von Blutzellschmarotzern, die wir bei Vögeln finden, Proteosomen und Halteridien, vielfach miteinander verwechselt sind, indem die Namen Laverania da-ni- lewshyi Gr. et Fel. und Haemoproteus danilewsky Kruse, welche beide den Halteridien gegeben wurden (vgl. S. 143), von Labbü u. a. anstatt dessen auf das Proteosoma über­tragen wurden.

Das Proteosoma ist von besonderer Wichtigkeit, weil bei ihm zuerst die voll­ständige Entwicklung mit Wirts- und Generationswechsel aufgedeckt wurde (Ross 1898), die an den menschlichen Malariaparasiten direkt zu verfolgen Ross durch ungünstige äußere Umstände verhindert war.

Ob alle heute als Proteosoma bezeichneten Vogelparasiten wirklich zu einer Art gehören, erscheint mir zweifelhaft. Andererseits genügen aber unsere bisherigen Kennt­nisse noch nicht, um mehrere Arten gegeneinander abzugrenzen, so daß ich mich auf diesen allgemeinen Hinweis beschränken muß. Handelt es sich aber wirklich um mehrere Arten, so wird es vielleicht später auch möglich werden, auf Grund gemeinsamer morpho­logischer Kennzeichen dieser Arten die Proteosomen wieder als besondere Gattung von Plasmodium abzutrennen.

Die älteren Funde von Proteosomen sind von Wasielewski zusammengestellt.