Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
69
Einzelbild herunterladen
 

Die im Blute schmarotzenden Protozoen und ihre nächsten Verwandten.

Von

Priv.-Doz. Dr. Max Lühe, Königsberg i. Pr.

(Mit Tafel VIVIII.)

Einleitung.

Die Erforschung der Lebensgeschichte der pathogenen Blutschmarotzer des Men­schen ist eng verknüpft mit Untersuchungen über ähnliche Schmarotzer bei Tieren. Die gewaltigen Fortschritte, welche die Malariaforschung an der Wende des Jahrhunderts gemacht hat, knüpfen an an Untersuchungen über die Blutparasiten der Vögel und ebenso sind neuerdings wieder unter allen flagellaten Blutparasiten einige Parasiten von Vögeln die ersten gewesen, deren Entwicklungsgang in seinem ganzen Zusammenhänge aufgeklärt wurde, wie ja auch bereits der Ausgangspunkt für die heute im Vordergründe des Inter­esses stehende Trypanosomen-Forschung Untersuchungen über das nicht-pathogene Ratten­trypanosom gewesen sind. Ein richtiges Verständnis der heutigen zoologischen Auf­fassung vom Entwicklungsgang der Malariaparasiten ist auch ohne Kenntnis der Ent­wicklungsweise anderer Parasiten, speziell von Haemoproteus und Leucocytozoon kaum möglich. Es erschien deshalb wünschenswert, den Bearbeitungen der durch Blutschmarotzer hervorgerufenen Krankheiten eine Übersicht über unsere derzeitigen gesamten Kenntnisse von den im Blute der Wirbeltiere (einschließlich des Menschen) schmarotzenden Protozoen anäuschließen. Der Zeitpunkt zu einer solchen Übersicht ist allerdings vielleicht nicht sehr glücklich gewählt, da augenblicklich fast jeder Tag neue wichtige Entdeckungen bringen kann, zumal auch gerade jetzt unsere Kenntnisse der Blutparasiten eine Um­wälzung erfahren, die speziell bei den Malariaparasiten des Menschen, deren Lebens­geschichte wir schon so gut zu kennen glaubten, wieder eine ganze Reihe neuer, der Be­antwortung noch harrender Fragen auftauchen läßt. Wenn ich trotzdem mich entschloß, dem an mich ergangenen Wunsche Folge zu leisten, so geschah dies vor allem in der Hoffnung, dadurch in den Kreisen der Tropenärzte, deren berufliche Tätigkeit ja eine besondere Beschäftigung mit den Blutschmarotzern des Menschen mit sich bringt, das Interesse auch für die Blutschmarotzer der Tiere fördern zu können und dadurch auch zur regeren Beteiligung an den die Wissenschaft augenblicklich beschäftigenden Problemen anzuregen.

Auf eine Besprechung der bei Untersuchungen über die Blutschmarotzer anzu­wendenden Technik kann ich hierbei verzichten. Diese ist bei allen diesen Formen die gleiche und wird von Herrn Marineoberstabsarzt Dr. Ziemann in seiner Bearbeitung der Malaria geschildert werden. Nur einen Punkt möchte auch ich hier noch hervorheben.