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Dr. Max Lühe.
b) Übersicht über die Arten der Plasmodiden.
Der spezielleren Besprechung des vorstehend kurz geschilderten Entwicklungsganges der Malariaparasiten sei zunächst eine Übersicht über die Arten voraus- geschickt.
Leider herrscht bezüglich deren Benennung eine so heillose Verwirrung, daß Minchin mit vollem Rechte betonen konnte, daß die Anwendung der Vulgärnamen (Perniciosaparasit, Tertianparasit usw.) die Verständigung sehr viel leichter erscheinen lasse als die Anwendung der wissenschaftlichen Namen.
1. Malariaparasiteu des Menschen.
Die Frage, ob alle menschlichen Malariaparasiten zu einer einzigen oder zu mehreren Formen zu rechnen seien, hat früher viel Staub aufgewirbelt, kann aber schon seit einiger Zeit, trotz des vereinzelt auch jetzt noch sich erhebenden Widerspruchs (A. Plehn, van Gorkom) als definitiv zugunsten der letzteren Ansicht entschieden gelten. Ob man dann aber diese verschiedenen Formen (meist werden deren drei angenommen) als Varietäten einer Art betrachtet, wie dies Laveran z. B. in seinen neueren Publikationen tut, oder als selbständige Arten, ist eine Frage, die relativ geringere Bedeutung hat bzw. eine Bedeutung überhaupt erst gewinnt, wenn wir das verwandtschaftliche Verhältnis dieser menschlichen Parasiten zu den nachstehend aufgeführten Parasiten der Vögel, Affen usw. in Rechnung ziehen. Diese sind nämlich den menschlichen Parasiten so ähnlich, daß man sie auch nur als Varietäten ansehen dürfte, wenn man die Parasiten des Menschen nicht als gesonderte Arten betrachten will. Schon aus diesem Grunde also empfiehlt es sich, Tertian-, Quartan- und Perniciosaparasit als selbständige Arten zu betrachten.
Größer als über diese Frage sind z. Z. die Meinungsverschiedenheiten über die Gattungen, denen man diese verschiedenen Arten zurechnen soll. Ross und Grassi haben den Halbmonde bildenden Perniciosaparasiten als Vertreter einer besonderen Gattung ( Laverania bzw. Hacmomenas) angesehen und in der Tat lassen sich hierfür sachliche Gründe anführen, die indessen nicht so schwerwiegend sind, daß die Anschauung von Ross und Grassi zu allgemeiner Anerkennung gelangt wäre. Allgemeiner ist dagegen die Anerkennung einer besonderen Gattung für die Parasiten der Vögel (Proteosoma), für die aber bisher nur die Verschiedenheit der Wirte ins Feld geführt werden kann. Andere zu einer Trennung berechtigende Unterschiede gegenüber dem Tertian- und Quartanparasiten vermag ich bei dem derzeitigen Stande unserer Kenntnisse nicht ausfindig zu machen. Gegenüber dem Perniciosaparasiten läßt das Proteosoma allerdings größere Unterschiede erkennen, Unterschiede jedoch, die ihm mit dem Tertian- und Quartanparasiten gemein sind. Hiernach ergeben sich also, da nach zoologischen Prinzipien Verschiedenheit der Wirte für sich allein zur Trennung nicht genügt, meines Erachtens nur zwei Möglichkeiten. Entweder man rechnet alle diese Parasiten zu einer einzigen Gattung Plasmodium, wie dies Schaudinn tut — oder man nimmt zwei nahe miteinander verwandte Gattungen an, deren eine einzig und allein von dem Halbmonde bildenden Perniciosaparasiten des Menschen dargestellt wird. Ich bin bereits früher für die letztere Auffassung eingetreten, der unter anderen auch Minchin folgt und die es ermöglicht, dem Perniciosaparasiten den allgemein bekannten Namen Laverania malariae zu lassen, während unter den neueren Autoren, welche auch diese Art der Gattung Plasmodium einverleiben, kaum zwei zu finden sind, die ihr denselben Namen geben.
Altere gemeinsame Namen für alle drei Arten menschlicher Malariaparasiten sind: Oscillaria malariae Lav. 1881, Plasmodium malariae Marchiaf. u. Cei.li 1885, Haema- tophyllum malariae Metschn. 1887, Haematomonas malariae Osler 1887, Amoeba malariae Golgi 1890, Haemosporidium malariae Pappenh. 1900. Durch Grassi und Feletti ist der Speciesname Plasmodium malariae auf den Quartanparasiten beschränkt worden und seither fast allgemein in diesem Sinne üblich. *)
J ) Die von Labbü: gebrauchten Namen „ Plasmodium malariae quartanum Golgi“