schein nach einer weiteren Entwicklung oder einer Vermehrung nicht fähig sind. Daß sie gleich den Mikrogameten zur Befruchtung gelangen könnten, erscheint aber bei unseren derzeitigen Kenntnissen schon wegen des Fehlens befruchtungsfähiger weiblicher Formen gleichfalls ausgeschlossen. Sie gehen daher bald zugrunde, können aber aus den Reihen der indifferenten und weiblichen Formen in der bereits bei Besprechung dieser erwähnten Weise immer wieder ergänzt werden.
Hiernach würden also diese im Darm der Mücke sich entwickelnden männlichen Trypanosomenformen überhaupt keine Bedeutung in der Lebensgeschichte des Haemoprotem noctuae haben und ihre Bildung würde daher eine Kraft- und Stoffverschwendung darstellen, wie wir sie in der Organismenwelt in ähnlicher Weise kaum wiederfinden. Ich muß offen gestehen, daß mich in der ganzen gedankenreichen und so völlig neue Bahnen weisenden Arbeit Schaudinn’s nichts so sehr überrascht hat, wie die Schilderung der männlichen Trypanosomenformen, die auf Grund komplizierter Entwicklungsvorgänge entstehen, nur um alsbald wieder unterzugehen. Ich halte daher auch eine weitere Aufklärung gerade über diese Formen für erforderlich. Ein Analogon finden aber diese Verhältnisse auch bei der weiter unten zu besprechenden Sporogonie der Malariaparasiten.
In ähnlicher Weise wie bei den indifferenten Tiypanosomenformen kommt auch bei den männlichen Trypanosomenformen eine Agglomeration vor, z. B. wenn die betreffende Mücke hungert. Wie bei jenen erfolgt auch hier wieder die Vereinigung der Einzelindividuen mit den geißeltragenden Vorderenden, da auch bei den männlichen Formen der Blepharoblast vor dem Hauptkerne liegt.
g) Die Wanderung der Parasiten im Mückenkörper.
Daß Haemop rot eus noctuae von der Mücke, welche ihn mit dem anfgesogenen Blute aufgenommen hat, bei einem späteren Stiche wieder auf einen anderen Vogel übertragen werden kann, ist die Folge einer bestimmten Wanderung der Parasiten durch den Körper der Mücke. Diese Wanderung führt aus dem Magen durch den Enddarm und das Herz nach dem Pharynx. Für ihr Verständnis ist deshalb die Kenntnis des anatomischen Baues, sowie der Funktion der genannten Organe der Mücke notwendige Voraussetzung. In teilweiser Ergänzung der Angaben Eysell’s im II. Bde. dieses Handbuches (S. 50—54) seien daher hier zunächst noch einige Angaben über die Verdauungs- und Zirkulationsorgane der Mücke gemacht (vgl. hierzu Fig. 35).
Die Aufnahme des Blutes seitens der Mücke erfolgt vermittels der zu einem Stechrüssel umgew'andelten Mundteile. Das Blut tritt hierbei zunächst in das Saugrolir ein, w’elches von der röhrenförmig zusanimengekrümmteu Oberlippe und dem ventral von dieser gelegenen, blattartig verbreiterten Hypopharynx gebildet wird (vgl. Bd. II S. 46, Fig. 4 und S. 51) und welches sich direkt in den aus dem Ektoderm entstandenen und daher von einer Chitinschicht ausgekleideten Yorderdarm fortsetzt. An diesem sind vier Abschnitte zu unterscheiden:
1. Die Mundhöhle (Fig. 35 cav.or.) mit zahlreichen Sinneszellen, die offenbar Geschmacksorgane darstellen.
2. Der Pharynx, welcher dicht vor dem Schlundring des Nervensystems beginnt und der Mundhöhle gegenüber vor allem durch das Fehlen der Sinneszellen charakterisiert ist. Dicht hinter dem Schlundring erweitert er sich zu einem Pumporgan (Fig. 35p.) mit einer dorsalen und zwei ventrolateralen Chitinleisten, die durch kräftige Muskeln bewegt werden (vgl. Bd. II Taf. IV Fig:. z und ebenda S. 52). Kontraktion dieser Muskeln erweitert das Pumporgan und ermöglicht dadurch das Ansaugen des Blutes aus dem Rüssel, welches dann bei der folgenden Erschlaffung der genannten Muskeln und dem dadurch bedingten Zurückfedern der drei Chitinleisten durch den hinteren Abschnitt des Pharynx hindurch in den Ösophagus gepreßt wird. Wesentlich unterstützt wird diese