Die im Blute schmarotzenden Protozoen und ihre nächsten Verwandten. 141
Haemoproteus und die Trypanosomen der Tögel.
a) Übersicht über die Entwicklung von Haemoproteus.
Bei den in Yögelu schmarotzenden Arten der Gattung Haemoproteus ist die Anpassung an das Leben im Blute eine wesentlich vollkommenere als bei den Try- panozoen der Säugetiere. Die Parasiten schmarotzen nicht mehr ausschließlich frei im Serum, sondern treten in nähere Beziehungen zu den Blutkörperchen, indem ein Teil von ihnen sich an der Oberfläche der Erythrocyten anheftet, ein anderer Teil sogar in deren Inneres eindringt. Eine besondere Geschlechtsgeneration hebt sich aus den übrigen Entwicklungsstufen wesentlich schärfer heraus, als bei den bisher besprochenen Blutparasiten, da sie infolge ihres intraglobulären Wachstums ihre 1 freie Beweglichkeit, somit auch ihre Trypanosomenform eingebüßt hat. Dagegen •erinnert andererseits Haemoproteus noch lebhaft an die bisher besprochenen Flagellaten ! dadurch, daß 1. die Vermehrung noch fast ausschließlich durch Zweiteilung erfolgt, 2. Ruheperioden mit Sclnvärmperioden abwechseln, wie dies sonst bisher besonders i von Herpetomonas und Grithidia bekannt ist, 3. sich sowohl im Vogelblut wie im | i Mückenkörper dieselben drei Formen (indifferente, männliche und weibliche) unter- : | scheiden lassen, die wir bereits bei Trypanoplasma und Ilaematomonas gefunden ■0 haben und die anscheinend für alle Trypanosomiden charakteristisch sind. Die ' ■ Differenzierung dieser Formen ist indessen eine schärfere als bei den bisher besprochenen Arten, da die männlichen und weiblichen Formen das bei Trypano- . plasma noch vorhandene Vermögen, sich ähnlich den indiffei’enten Formen durch Zweiteilung zu vermehren, völlig eingebüßt haben. Hierdurch ist es dann auch z. T. bedingt, daß die im Vogelblut sich entwickelnden und im Mückenmagen kopu- i|, lierenden Männchen und Weibchen sich schärfer als bei den bisher besprochenen L Arten als besondere Geschlechtsgeneration abheben von den indifferenten oder unge- ; schlechtlichen Formen des Vogelblutes einerseits, den ganzen im definitiven Wirt s (Mücke) zur Entwicklung gelangenden Formen andererseits.
: f Folgende Übersicht mag den Entwicklungsgang von Haemoproteus und die ver-
! | schiedenen ihn zusammensetzenden Formen erläutern:
:■'! I. Ungeschlechtliche, in der Blutbahn des Vogels lebende Generationen, im
Ruhezustand halteridienförmig, Vermehrung durch Zweiteilung im trypanosomenförmigen Schwärmzustand.
| II. Die aus diesen ungeschlechtlichen Generationen sich herausdifferenzierende
Geschlechtsgeneration (Halteridienfonnen):
IS 1 . weibliche Geschlechtsform oder Makrogametocyt, kann sich im Vogel
blut wieder zu einer vermehrungsfähigen ungeschlechtlichen Form zurückbilden und läßt im Mückenmagen den befruchtungsfähigen Makrogameten aus sich hervorgehen;
2. männliche Geschlechtsform oder Mikrogametocyt, im Vogelblut nicht weiter entwicklungsfähig, läßt iin Mückenmagen durch Teilung die kopulationsfähigen Mikrogameten aus sich hervorgehen.
III. Die im definitiven Wirt (Mücke) sich entwickelnden trypanosomenförmigen Generationen:
1. durch Zweiteilung (und zwar im Ruhezustand ebensowohl wie im Schwärmzustand) sich vermehrende indifferente Formen;
2. weibliche Formen, die ohne weiteres nicht vermehrungsfähig sind, aber nach einer Rückbildung die anderen Formen aus sich hervorgehen lassen können;
3. männliche Formen, die überhaupt nicht weiter entwicklungsfähig sind.