Teil eines Werkes 
Einl. Bd. (1909) Kulturpolitische Grundsätze für die Rassen- und Missionsfragen
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Drittes Kapitel

Nationale Kulturpolitik und Mission

Wir haben für Afrika den Grundsatz aufgestellt, daß zwar auf jeden Fall die in den Eingeborenen steckende Arbeitskraft in der ausgiebigsten weise zur Nutzung für die kolonisierende Nation zu gelangen hat, daß aber dabei gleichzeitig auch der eingeborenen Nasse ihr Anspruch auf eine soweit wie möglich fortschreitende materielle und moralische Entwicklung auf dem Wege der allmählichen Erziehung gewahrt bleiben muß. Dieses Ziel verfolgen unter allen draußen tätigen Faktoren am ausschließlichsten und energischsten die Mis­sionsgesellschaften der verschiedenen christlichen Bekenntnisse. L§ wird nicht schwer sein, unter den Gesichtspunkten, die wir bisher für die grundsätzliche Beurteilung der Lingeborenensrage in unseren Kolonien angewendet haben, auch zu einer Verständigung über das Missionsthema zu gelangen, und wir werden von vornherein davon überzeugt sein, daß die von radikaler Zeite manchmal geäußerte Idee, für die Kolonisierung Afrikas im Zinne unserer nationalen Kultur aus eine Mitwirkung der Mission überhaupt verzichten zu wollen, nur einem Defekt oder einer starken Einseitigkeit des kolonialen wie des nationalen Verständnisses entspringen kann. Die politische Verwaltung, die wirtschaftliche Nutzung und die religiöse Missionierung der Kolonien sind ihrem Wesen nach, wenn jedes seine Aufgabe richtig versteht, nicht dazu bestimmt, gegeneinander oder auch nur beziehungslos neben­einander zu arbeiten, sondern miteinander: in der Erkenntnis und in der Achtung ihrer gegenseitigen Grenzen, aber auch in der Gemeinsam-

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