Zweites Kapitel
Deutsch-chinesische Aulturpolitik
Wir haben gesehen, daß für die afrikanische Kolonialpolitik die Aufgabe der Durchsetzung unseres nationalen deutschen Kulturinteresses untrennbar mit dem Problem der Kassenpolitik gegenüber den Eingeborenen Afrikas verbunden ist. Wenn wir von unserem im Verhältnis zu Afrika wenig bedeutenden Kolonialbesitz in der Züdsee absehen, wo die Verhältnisse im großen und ganzen ähnlich liegen wie in Afrika, so bleibt als ein weiteres Gebiet, auf dem es sich für uns gleichfalls um die Verwirklichung besonderer nationaler Kulturinteressen innerhalb des Lebens- und Kulturkreises einer fremden Kasse handelt, vor allen Dingen noch China übrig. Den natürlichen Anknüpfungspunkt für eine deutsche Kulturpolitik in China bildet zunächst die politische und wirtschaftliche Basis, die wir dort in Gestalt des Kiautschou-Zchutzgebiets besitzen. Allerdings ist die Aufgabe, um die es sich hier handelt, für uns nicht erst durch den Besitz von Kiautschou oder Tsingtau gegeben. Die Engländer und Franzosen, die der ostasiati- schen Kulturwelt gegenüber in derselben Lage sind wie wir, sind zugleich freilich auch direkte koloniale Nachbarn Chinas, aber das Beispiel der Amerikaner, die von allen in China interessierten Nationen die größte Kührigkeit in kultureller Beziehung entfalten und dabei doch nirgends Grenznachbarn des chinesischen Ztaatsgebietes sind, zeigt, daß diese Bedingung nicht notwendig zur Zache gehört und daß auch die deutschen Interessen nicht an den Besitz von Tsingtau gebunden sind.
von den beiden großen ostasiatischen Kulturvölkern hat Japan
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