Einleitung.
1. Entstehung der Pachtgebiete, Abschluß der Pachtverträge.
Die in den letzten 60 Jahren des vorigen Jahrhunderts in zahllosen auswärtigen Kriegen und inneren Aufständen zutage getretene militärische Schwäche des Chinesischen Reiches, die allgemeine Zerrüttung und Korruption des gesamten Staatswesens, die Unfähigkeit der Regierung, den Fremden im Lande wirksamen Schutz gegen Pöbel und Literaten zuteil werden zu lassen, und endlich die Niederlage des Riesenreiches im Kriege gegen Japan 1894/95 hatten in den europäischen Staaten zu dem Glauben geführt und berechtigt, daß das Chinesische Reich der Auflösung verfalle und daß es zweckmäßig sei, sich in China territorial festzusetzen, um für alle Eventualitäten, insbesondere die allgemein erwartete Aufteilung Chinas vorbereitet zu sein und die ständige Möglichkeit und durch territoriale Interessen begründete Berechtigung einer aktiven Politik in China zu besitzen. Hierzu kamen für einzelne Mächte die Notwendigkeit eines eigenen maritimen Stützpunktes zur Anlage einer von fremdem Willen unabhängigen Operationsbasis für die in Ostasien stationierten Geschwader, die Möglichkeit einer eigenen Handelsniederlassung als Einfallstor für Waren und als Ausgangspunkt einer kulturellen und wirtschaftlichen Beeinflussung des Hinterlandes, bei Rußland im besonderen die durch wirtschaftliche Verhältnisse in Sibirien diktierte Notwendigkeit eines eisfreien Hafens im fernen Osten. Politische Dienste, die Rußland, Frankreich und Deutschland dem Chinesischen Reiche nach dem Kriege von 1894/95 durch ihre gemeinsame Einwirkung auf Japan leisteten und die zu dem für China erheblich günstigeren Frieden von Shimonoseki führten, ließen eine Kompensation endlich auch vom chinesischen Standpunkt als gerechtfertigt erscheinen,