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Die Pachtgebiete in China : Die Organisation ihrer Verwaltung und Rechtspflege / von Friedrich Wilchelm Mohr
Entstehung
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Einleitung.

1. Entstehung der Pachtgebiete, Abschluß der Pachtverträge.

Die in den letzten 60 Jahren des vorigen Jahrhunderts in zahllosen auswärtigen Kriegen und inneren Aufständen zutage getretene militärische Schwäche des Chinesischen Reiches, die allgemeine Zerrüttung und Korruption des gesamten Staats­wesens, die Unfähigkeit der Regierung, den Fremden im Lande wirksamen Schutz gegen Pöbel und Literaten zuteil werden zu lassen, und endlich die Niederlage des Riesenreiches im Kriege gegen Japan 1894/95 hatten in den europäischen Staaten zu dem Glauben geführt und berechtigt, daß das Chinesische Reich der Auflösung verfalle und daß es zweckmäßig sei, sich in China territorial festzusetzen, um für alle Eventualitäten, insbesondere die allgemein erwartete Aufteilung Chinas vorbereitet zu sein und die ständige Möglichkeit und durch territoriale Interessen begründete Berechtigung einer aktiven Politik in China zu be­sitzen. Hierzu kamen für einzelne Mächte die Notwendigkeit eines eigenen maritimen Stützpunktes zur Anlage einer von fremdem Willen unabhängigen Operationsbasis für die in Ost­asien stationierten Geschwader, die Möglichkeit einer eigenen Handelsniederlassung als Einfallstor für Waren und als Aus­gangspunkt einer kulturellen und wirtschaftlichen Beeinflussung des Hinterlandes, bei Rußland im besonderen die durch wirt­schaftliche Verhältnisse in Sibirien diktierte Notwendigkeit eines eisfreien Hafens im fernen Osten. Politische Dienste, die Ruß­land, Frankreich und Deutschland dem Chinesischen Reiche nach dem Kriege von 1894/95 durch ihre gemeinsame Einwirkung auf Japan leisteten und die zu dem für China erheblich günstigeren Frieden von Shimonoseki führten, ließen eine Kompensation endlich auch vom chinesischen Standpunkt als gerechtfertigt erscheinen,