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Deutsche Kulturaufgaben in China : Beiträge zur Erkenntnis nationaler Verantwortlichkeit / hrsg. von Paul Rohrbach
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ich mit meinem Freunde, Herrn Pfarrer Wilhelm, dem Leiter der Arbeit des Allgemeinen evangelisch-protestanti­schen Missionsvereins in Tsingtau, in einem chinesischen Dorfwirtshans einkehrte. Der Ort lag etwa halbwegs in der ca. dreihundert Kilometer breiten eisenbahnlosen Lücke zwischen der Hauptstadt von Schantung, Tsinanfu, und der Nation Schuutöfu an der großen Peking-Hankaubahn. Wir waren eben von der Maultierkarre geklettert und sahen uns in dem kahlen schmutzigen Raum um, als unsere Blicke auf eine Menge mit Kreide geschriebener chinesischer Schriftlichen an der Wand fielen. Ich fragte meinen des Chinesischen in Wort und Schrift mächtigen Gefährten, was dort stände. Er las die Schrift und sagte dann: Das ist wieder ein merkwürdiges Beispiel dafür, wie sehr der Geist Chinas sich gewandelt hat! Da singt ein reisender chinesischer Kaufmann, den sein Weg häufig zwischen Schnutuug nnd Tschili hin- und herführt, ein Loblied aus die Eisenbahn. Er beklagt die Torheit früherer Zeiten, in denen die Menschen einem so großen Kulturwerk mit ".>>.'ißtrancn gegenüberstanden, und wünscht den Tag herbei, an dem er auch diesen Weg statt mühselig in sechs Tagen mit der Neisetarre iu wenigen Stunden auf der Eiseubahu durchflicgeu würde! Iu der Tat, es ist ein Wandel in der Volksstinininng, wie er schärfer nicht gedacht werden kann. Erst vor einem halben Jahre ist jener berühmte Eisenbahn- tuuuel westlich vou Pekiug uuter dem Paß von Nankau uud der großen Mauer hindurch vollendet worden, den chinesische Ingenieure mit chinesischen Arbeitern und chinesischem Gelde für die kaiserlich chinesische Staatsbahn erbaut habe», durch den ein Schiencnstrang von der Reichs­hauptstadt uach der Mongolei hindurchgelegt wird. Rech­nen doch die Chinesen selbst schon mit der Zeit, da diese Mongolei-Bahn an die russisch-sibirische Linie Anschluß

Rohrbach, Teutsche KuNurausgaben in China 3

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