Manfred Rech
Archäologie im Land Bremen 1998-2000
Der Berichtszeitraum umfaßt diesmal die Zeitspanne zwischen Januar 1998 und Dezember 2000, damit ein volles Jahr mehr als in den vorherigen Heften. Dies ist dadurch bedingt, daß mit der Sonderausstellung „Chauken und Sachsen" im Jahr 2000 im Focke-Museum und dem dazugehörenden Begleitbuch die personellen und finanziellen Kräfte unserer kleinen Dienststelle über Gebühr strapaziert wurden. Der zweijährige Rhythmus konnte deshalb nicht eingehalten werden.
Das neue Heft ist nun auch vom Inhalt her kein „reguläres", da es dem 800-jährigen Jubiläum Rigas fast vollständig gewidmet ist. Nur ein Beitrag konnte deshalb ausführlicher über das aktuelle Geschehen berichten (Beitrag Witte). Im nächsten Heft wird dann um so ausführlicher auf die Grabungen im Land Bremen eingegangen. Im Berichtszeitraum stand wieder die Untersuchung germanischer Siedlungen der Römischen Kaiserzeit und der Völkerwandungszeit im Vordergrund.
Die Untersuchung der Siedlung von Kirchhuchting wurde im sogenannten Nordfeld fortgeführt. Die wohl endgültig letzten Grabungsschnitte hier wurden erst im Sommer 2000 angelegt. Inzwischen hat sich in diesem Areal der Siedlung das Umfeld schon vollkommen verändert. Die meisten der projektierten Häuser stehen, und es ist sicher als Erfolg zu werten, daß die durch die Siedlung führende Straße den Namen „Am Chaukenbrunnen" bekam. Die Anwohner verfolgten die Grabungen, die zeitlich so angesetzt waren, daß sie zu keinen nennenswerten Behinderungen führten, mit großem Interesse.
7 Bremen-Kirchhuchting. Blick von oben auf den Hüttengrundriß vor Abnahme des Lackprofils
Kurz zusammengefaßt ergab dieser nördliche Teil der Siedlung, daß sich im Boden die klein- räumigen Siedlungsspuren fortsetzten. Es fanden sich also nicht wie auf der sogenannten Südfläche einzeln liegende Wohn-Stallhäuser, sondern Hütten mit einer Innenfläche zwischen 10 und 20 qm. Typisch ist auch, daß diese Hütten meist über Wandgräbchen verfügten und an den Ecken abgerundet waren. Von einer dieser Hütten konnte C.C. von Fick wieder ein Lackprofil anfertigen (Abb. 1), das in der erwähnten Ausstellung dann aufgebaut wurde. Ansonsten bestätigte sich der schon 1997 gewonnene Eindruck, daß im Norden der Gesamtfläche haupt-
2 Bremen- Kirchhuchting. Fragment einer zweiteiligen Gußform in verschiedenen Ansichten. Maßstab 1:1
sächlich Gewerbe ansässig war. Nachdem schon verschiedentlich Eisen- und Buntmetallschlacken gefunden wurden, machte nun die Auffindung eines Gußtiegels aus grob gema- gerter Keramik und von zwei Fragmenten zweiteiliger Gußformen (Abb. 2) schon greifbarer, was in diesem Teil der Siedlung hergestellt wurde (Bischop 2000, 64). Ein merkwürdiger Befund, der im Spätherbst 1999 freigelegt wurde, war eine Grube mit schichtig liegenden dickwandigen Scherben. Erst beim Zusammensetzten später wurde deutlich, daß es sich um einen der seltenen sogenannten Lochplattenöfen von glockenförmigem Umriß handelte, über deren Funktion derzeit noch nichts Abschließendes gesagt werden kann (BISCHOP 2000, 62 f. mit Abb. 91-92). Wieder wurden neue Brunnen gefunden, die demonstrieren, daß die Straßenbezeichnung „Am Chaukenbrunnen" berechtigt ist; das Grundwasser befand sich wieder in Höhe des alten Brunnensumpfes.
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