Andris Caune
Das Alltagsleben im mittelalterlichen Riga aufgrund der archäologischen Quellen
Die Uranfänge der Stadt Riga als einer kleinen Siedlung oder eines Dorfes der ortsansässigen Bewohner sind schon um die Mitte des 11. und 12. Jhs. zu suchen. Bis zum Ende des 12. Jhs. ist Riga eines der einfachen Dörfer in dem von Liven bewohnten Territorium des Dünamündungsgebietes gewesen. Dessen Rolle änderte sich plötzlich, als Albert, der dritte livländische Bischof, der ehemalige Bremer Domherr, im Jahre 1201 gerade Riga als Zentrum der werdenden deutschen Kolonie und der neuen Mission auswählte. Damit wurde der Status des vorherigen kleinen Ortes geändert. Riga wurde nicht nur zur Residenz des Bistums erhoben, sondern auch zu einer Stadt nach Art des mittelalterlichen Westeuropa. Darum kann man 1201 als das Jahr der Gründung Rigas annehmen (Abb. 1).
Über die ersten Jahrzehnte des Bestehens der Stadt gibt es nur spärliche Nachrichten in den
Schriftquellen. Sie erlauben uns weder, das damalige Aussehen der Stadt noch die Lebensweise der Einwohner genau zu charakterisieren. Neue Zeugnisse vom Alltagsleben der Einwohner Rigas, ihrer materiellen und geistigen Kultur haben die langjährigen archäologischen Ausgrabungen zutage gefördert. Sie wurden 1938 begonnen und außer in den Jahren des 2. Weltkriegs jeden Sommer durchgeführt. Mit jeder Saison erhalten die Forscher immer neue Zeugnisse von den ehemaligen Rigensern. Die älteren Schriftquellen Rigas sind alle bekannt, nur die archäologischen Quellen wachsen mit jedem Jahr.
Um die Lebensweise der Einwohner Rigas zu charakterisieren, muß man zuerst feststellen, wie der ethnische Einwohnerbestand der frühen Stadt gewesen ist. Den größten Teil der Einwohner der im 13. Jh. wachsenden Stadt bilde-
1 Riga. Kupferstich von Matthaeus Merian, um 1638
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