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Besprechungen
Es bietet dem Interessierten, der sich oft nur unter Schwierigkeiten über die neuesten Entdeckungen von fossilen Vor- und Frühmenschresten auf dem laufenden halten kann, eine gute Zusammenfassung aller bisherigen Forschungsergebnisse. Darüber hinaus wird es als preiswerte, ansprechend bebilderte Ausgabe mit seinem außerordentlich lebendigen Stil neue Leserschichten für das weite Gebiet der Vorgeschichte und der Vormenschenforschung gewinnen. Welche Bedeutung es aber gerade für die Forschung auf diesen beiden Gebieten hat, wenn sie sich auf eine möglichst breite Schicht von Menschen stützen kann, die aufmerksam geworden sind und Hinweise geben können, ist klar. Das Buch enthält eine Fülle von Beispielen dafür, wie wichtig neben der planmäßigen Suche durch die Fachleute die Aufmerksamkeit von Laien für neue Entdeckungen geworden ist. Beginnend mit dem „Alten Sünder", den Hansjacob Scheuchzer etwa Anno 1705 am Galgenberg von Altendorf fand und für die fossilen Knochen eines in der Sintflut ertrunkenen Menschen hielt — in Wirklichkeit waren es Saurierknochen — erzählt der Autor fesselnd von den frühen Tagen der Paläontologie, der Wissenschaft von den Lebewesen vergangener Erdepochen, als die Suche nach Versteinerungen von der Hoffnung beflügelt wurde, Uberreste von Adam und seinen Zeitgenossen zu finden. Allmählich folgen die Entdeckungen wirklicher fossiler Menschenreste in immer schnellerer Folge, erst von geachteten Medizinern und Archäologen — wie etwa Virchow — bestritten, dann von der Wissenschaft allgemein anerkannt. Mancher Leser, der sich fürchten würde, die scheinbar so trockenen Fachfragen wie die verschiedenen Entwicklungstheorien vor Darwin zu studieren, erfährt hier in charmantem Plauderton so viel Wissenswertes, wie er es bei einer „gelehrten Abhandlung" nie lesen würde. Spannend geschildert werden die Urmenschenfunde auf Java und in China, in Süd- und Ostafrika, durch einprägsame Beispiele wird der lange Zeitablauf vom Australpithecus, dem tertiären Affen mit Merkmalen, die auf den Menschen hinweisen, bis zum Beginn menschlicher Hochkulturen anschaulich gemacht. Bei der Fülle des von dem Autor zu bewältigenden Stoffes ist es verzeihlich, wenn ihm hier und da — auf biologischem Gebiet wie auf dem Gebiet vorgeschichtlicher Kulturen — Fehler unterlaufen. Besonders auf dem Gebiet der Archäologie ist er — als Zoologe — verständlicherweise nicht in allen Sätteln gerecht. Das mindert den Wert des Buches jedoch nicht wesentlich. Ein gutes Register erleichtert es, das Werk auch zum Nachschlagen zu benutzen, wenn man über weniger bekannte Forscher, ihr Arbeitsgebiet und ihre Theorien Näheres wissen möchte. Alfred Schweder