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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
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Haustiere im mittelalterlichen Bremen

Eine vergleichende Betrachtung der Haustierwelt mittelalterlicher Stadtsiedlungen Norddeutschlands

Von Günter Nobis

Betrachtungen zur Kulturgeschichte des europäischen Mittelalters schließen in zunehmendem Maße auch Haustiere ein, denn ohne Haustiere ist das Leben der Menschen dieser Zeitperiode nicht denkbar. Haustiere waren schon damals Reit- und Zugtiere, Jagdgefährten, Wächter, Fleisch- und Milchlieferanten und sie wur­den zum Spaß und Spiel gehalten.

Als Reste von Mahlzeiten, die uns als Knochen erhalten blieben, geben sie Einblick in den Speisezettel der damaligen Zeit. Beschränkten sich unsere Kenntnisse über Aussehen, Haltung und Nutzung mittelalterlicher Haustiere noch in jüngster Zeit auf künstlerische Darstellungen alter Meister und auf schriftliche Überlieferungen, so richtete die Vor- und Frühgeschichtsforschung gerade in den beiden letzten Jahrzehnten bei Ausgrabungen ihr Augenmerk auch auf die Uberreste mensch­licher Mahlzeiten und auf Schlachtabfälle. Sie ermöglicht der zoologischen For­schung damit auf der Grundlage von Knochenresten Rekonstruktionen über Größe und Wuchs mittelalterlicher Haustiere, die dem Zoologen tiefere Einblicke in die biologische Problematik des Rassenwandels von Haustieren vom Beginn der Haustierhaltung in der Jungsteinzeit bis in die Jetztzeit erschließt. Nachdem in den letzten Jahren Haustierreste aus Alt-Hamburg (Herre, 1950 a, b) und Alt-Lübeck (Nobis, 1957) osteologisch untersucht wurden, erbrachten Gra­bungen in der Altstadt von Bremen nunmehr ebenfalls Haustierreste. Damit bot sich ein Vergleich der mittelalterlichen Haustierwelt der drei berühmten nord­deutschen Hansestädte Hamburg, Lübeck und Bremen an.

Der Leiter der Abteilung für Vor- und Frühgeschichte am Focke-Museum in Bremen, Dr. K. H. Brandt, übergab mir die Knochenreste aus der Bremer Altstadt zur Bearbeitung. Ihm sei auch an dieser Stelle herzlich dafür gedankt. Zur Altersdatierung der Knochen schreibt Herr Dr. Brandt:

Die Knochen entstammen der amtlichen Grabung, die ich im Jahre 1954 auf dem Grundstück Langenstraße 133 begonnen habe, deren Abschluß jedoch durch widrige Umstände verhindert wurde. Inzwischen ist das RessortStadtkernforschung" der Historischen Abteilung des Focke-Museums übertragen worden. Nach den kerami­schen Funden ergab sich, daß die am Ostrande der alten Wesermarsch gelegene Stelle erstmals im 11. Jahrhundert besiedelt worden war. Schichten, die jünger waren als das beginnende 13. Jahrhundert (noch keine Grapen vertreten), waren infolge späterer Bautätigkeit nicht mehr vorhanden."