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Besprechungen
Geoffrey Bibby, Zu Abrahams Zeiten. Verlag Rowohlt, 324 Seiten und 32 Kunstdrucktafeln, Leinen, 22,— DM.
Das aus dem Amerikanischen von Karl-Ulrich von Hutten übertragene Buch bringt in der populärwissenschaftlichen Literatur zur Vor- und Frühgeschichte etwas Neues: Es schildert die Ereignisse und Kulturen der Zeit von 2000 bis 1000 v. Chr. rund um den Erdball, soweit wir nach dem neuesten Stand der Forschung darüber orientiert sind, in parallelen Darstellungen, so daß wir vorgetragen bekommen, was zur selben Zeit, als in Ägypten der Staatsminister Amenemhet sich anschickt, nach der Krone der Pharaonen zu greifen — um 2000 v. Chr. — im Gebiet der alten Kulturen am Euphrat und Tigris, am Indus, in Europa und Afrika, in China und Amerika passiert. So geht es Epoche um Epoche weiter, bis zum Anbruch des Jahres 1000 v. Chr. Der Autor hat gerade dies Jahrtausend gewählt, weil es rund um die Erde eine Fülle umwälzender Ereignisse bringt: Zu seinem Beginn in vielen Kulturen den Ubergang von den Stein- zu den Bronzegeräten, an seinem Ende den von der Bronze zum Eisen. Dazwischen erleben wir das Aufsteigen und Untergehen der berühmten Völker des Zweistromlandes — der Sumerer, der Babylonier und Assyrer, das Uberrennen Ägyptens durch die Hyksos und die Befreiung, das Vordringen der „Seevölker", der indogermanischen Völker im Mittelmeerraum bis nach Ägypten, die Indogermanisierung Europas durch die Reiterscharen der Streitaxtleute aus den südrussischen Steppen, die Ausbreitung des Baues der Großsteingräber wie das Vordringen der Bronze in Europa. Ebenso erleben wir die Eroberung von Troja und die Züge der „Kinder Israels" aus den arabischen Wüsten nach Mesopotamien, nach Kanaan, Ägypten und nach Palästina, das Aufblühen und Vergehen der Reiche der Mitanni und der Hethiter wie die Reichsbildung in China und das Eindringen der Indogermanen in Indien.
Die außerordentlich lebendige Schilderung verbindet Historisches und die Ergebnisse der Spatenforschung mit Kombinationen, die aber nie den Rahmen des Vertretbaren überschreiten. Dabei ist der Autor so gewissenhaft, jedem Kapitel in Kursivschrift eine knappe Ergänzung folgen zu lassen, in der genau angegeben ist, was in der voraufgehenden Darstellung gesicherte Forschung wiedergibt und was aus dem eindeutig gesicherten kombiniert wurde.
Dem Buch ist eine weite Verbreitung zu wünschen und angesichts seiner Vorzüge auch wohl sicher. Es schließt eine Lücke in der Reihe der Werke, die dem Fachmann einen Überblick über die Gebiete der Vor- und Frühgeschichte vermitteln, die nicht zu seinem engeren Forschungsbereich gehören und gewinnt unter den „Laien" diesen interessanten Gebieten der frühen Geschichte viele neue Freunde.
Alfred Schweder
Herbert Wendt, Ich suchte Adam — Die Entdeckung des Menschen, rororo Bd. 707, 708, 709. 503 Seiten, 4,80 DM.
Nach dem großen Erfolg, den Wendts Buch über die Geschichte der Erforschung des Vor- und Frühmenschen schon 1953 in Deutschland und im Ausland hatte, legt der Rowohlt-Verlag das Werk jetzt — auf den neuesten Stand gebracht — als preiswertes Taschenbuch vor. Das Buch ist in doppelter Hinsicht zu begrüßen: