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Eine römische Kasserolle aus der Weser bei Bremen und ihr Kreis
Von Hans Jürgen Eggers
Im Jahre 1961 gelangte in die Abteilung für Vor- und Frühgeschichte des Focke- Museums in Bremen eine prachtvolle römische Bronzekasserolle. Das Stück befand sich seit Jahrzehnten im Besitz des „Hamburgischen Museums für Kunst und Gewerbe" und konnte nach Bremen „heimgetauscht" werden. Diese „Heimkehr" war für die Schriftleitung der „Bremer Archäologischen Blätter" der Anlaß, mich zu bitten, das Stück zu publizieren. Diesem Wunsche bin ich anfangs nur zögernd gefolgt. Besitzen wir doch von der Kasserolle schon eine ausgezeichnete Publikation aus der Feder von Gustav Schwantes 1 ), die in Abbildung und Beschreibung bereits alles bietet, was über sie als Einzelstück auszusagen wäre. Wenn ich mich nun doch entschlossen habe, dieses Stück noch einmal der Öffentlichkeit vorzulegen, dann leiteten mich dabei folgende Gesichtspunkte:
1. Zwar kann ich der Beschreibung der „Weser-Kasserolle" als Einzelstück nichts Neues hinzufügen. Aber seit 1930, dem Erscheinungsjahr der Arbeit von Schwantes, hat sich die allgemeine Literatur über den Typus dieser Kasserolle nicht unwesentlich vermehrt.
2. Seit 1934 habe ich selber auf zahlreichen Museumsreisen alle Parallelen im freien Germanien zeichnen bzw. photographieren können, ferner seit 1960 auch schon zahlreiche Gegenstücke aus dem provinzialrömischen Gebiet (Süd- und Westdeutschland, England, Benelux, Italien, Schweiz) kennengelernt. So hoffe ich, die allgemeine Fundstatistik vermehren, zugleich aber auch zur relativen und absoluten Chronologie des Typus, über Willers (auf dem Schwantes in erster Linie fußt) hinaus, manche neuen Einzelheiten beibringen zu können.
Bei der Beschreibung des Stückes glaube ich mich auf ein Zitat dessen, was Schwantes dazu sagt, beschränken zu können (vgl. Taf. 1 und Abb. 1): „Durchmesser der Mündung 20,75 cm, Durchmesser der Standfläche 13 cm, Höhe 10,5 cm, Grifflänge 17 cm. Das Innere weist noch Reste von Verzinnung auf. Die Bodenfläche ist mit eingedrehten konzentrischen Kreisen, 2 Ringen von 3,5 und 2 cm Durchmesser aus in 3 Kreisfurchen mit zentraler Verdrehung vom Reitnagel verziert. Die Standfläche weist 3 durch ebenfalls je 3 eingedrehte Furchen erzeugte konzentrische Kreisornamente mit Reitnagelvertiefung auf (Durchmesser der Kreisgruppen 13,9, 3,2 cm). Boden ohne Füßchen oder Lötspuren. Rand scharf schräg nach außen gewandt, 2 mm dick, oben mit 2 eingedrehten Kreisen verziert. Unterhalb des Randes sind an der Außenwand des Gefäßes 4 Ril-
1 ) G. Schwantes, Eine römische Kasserolle aus dem unteren Wesergebiet. Schumacher-Festschrift (1930) S. 316 ff.