CHARAKTERISIERUNG DER BESTÄNDE
Illuminierte Handschriften
Auffallend ist die große Zahl illuminierter Handschriften, von denen einige der kunsthistorischen Forschung seit langem bekannt und dementsprechend gründlich erforscht und häufig publiziert sind. Dies gilt vor allem für das in Echternach geschriebene und kostbar ausgestattete Perikopenbuch Kaiser Heinrichs III., das mit der Goldastschen Bibliothek nach Bremen gelangt war 26 , und die mit knapp 400 Miniaturen und Porträtmedaillons illustrierte Sächsische Weltchronik, deren vorbremische Geschichte bis heute im Dunkeln liegt 27 . Vergleichbarer Aufmerksamkeit erfreuen sich auch die heute noch in Bremen aufbewahrten Bände aus der Stiftung Hartwigs L, die in den letzten Jahrzehnten mehrfach auf Ausstellungen in Bremen, Braunschweig und Hamburg präsentiert wurden 28 . Weniger bekannt sind zwei außerordentlich aufwendig dekorierte lateinische Stundenbücher: Bremen msb 0022, um die Mitte des 15. Jahrhunderts in den Niederlanden geschrieben und mit 12 Kalenderbildern, 30 ganzseitigen Miniaturen und 16 historisierten Initialen ausgestattet, entstand ohne jeden Zweifel auf Wunsch eines englischen Auftraggebers, denn Festkalender und Textauswahl und -fassung folgen dem Gebrauch der Diözese Salisbury. Bremen msb 0146 entstand um 1500 in Nordfrankreich und besitzt 14 qualitätvolle Miniaturen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gelangte auch Jacob van Maerlants gereimte mittelniederländische Naturgeschichte in 13 Büchern, die 1453 im Benediktinerkloster von Egmond kopiert und illustriert worden war, nach Bremen. Die ersten sieben Bücher enthalten mehr als 450 briefmarkengroße, für den heutigen Betrachter häufig skurrile Miniaturen von Menschen, Tieren und Fabelwesen in Deckfarben und Gold 29 .
Kaum bekannt, aber nicht weniger bedeutend sind die aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammenden Manuskripte des Kirchen- und Zivilrechts mit teilweise aufwendigen Zyklen von Miniaturen und historisierten Initialen, die in Oberitalien und Nordfrankreich angefertigt und dort wohl auch erworben und nach Bremen importiert worden waren 30 . Sie stammen ausnahmslos aus der Bibliothek des Domstifts. Juristische Studien waren für einen Großteil der spätmittelalterlichen Dom- und Stiftskanoniker obligatorisch und bildeten die Voraussetzung für einträgliche Mandate und für kuriale Ämter. Leider ist nur von zwei illuminierten Handschriften mit Texten des Corpus iuris civilis der Vorbesitzer bekannt, nämlich Jo-
26 Bremen msb 0021.
27 Bremen msa 0033.
28 Vgl. Anm.3. Genaue Angaben finden sich bei den Einzelbeschreibungen.
29 Bremen msa 0039.
30 Es handelt sich um Bremen msb 0132 mit einem Zyklus von Miniaturen und historisierte Initialen, um Bremen msa 0133, msa 0135, msa 0148 und msa 0150 mit Minaiturenzyklen und um Bremen msa 0136 und msa 0172 mit einem Zyklus historisierter Initialen.
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