Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
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Dr. L. Sander und Dr. Hennig.

nicht fortpflanzungsfähig, nicht zum Deckgeschäft zugelassen werden. (In Gegenden mit halbwilder Zucht aber könnten wohl auch diese erkranken, da sie den Geschlechtsakt, wenn auch unfruchtbar, ausiiben.) Andere Tierklassen erkranken genuin nicht.

Für die Impfung empfänglich sind auch nur verhältnismäßig wenige Tiere; dabei scheinen die verschiedenenStämme des Erregers noch von sehr verschiedener In­fektionstüchtigkeit zu sein (Roüget-Nocard). Am empfänglichsten scheint der Hund zu sein, dann weiße Mäuse, weiße Ratten und Kaninchen. Rinder und Meerschweinchen sind völlig refraktär; graue Ratten verhalten sich sehr verschieden.

Der Erreger der Seuche, das Trypanosoma equiperäum Dofeein, hat die allgemeine Struktur der übrigen vorstehend geschilderten; vielleicht ist die Durchschnittsgröße etwas geringer und die Formverhältnisse bei ihm etwas mannigfaltiger, das Vorkommen von Kopulationsformen häutiger und seine Beweglichkeit etwas größer. Seine Lebensfähig­keit im toten Tier und in dem dem lebenden Körper entnommenen Blut sind noch geringer als bei Tryp. equinum. er ist also ziemlich hinfällig. Bemerkenswert dagegen ist, daß es sich auch in den Sekreten der Geschwüre tragenden Schleimhäute und im Sperma findet, nicht bloß innerhalb des Blutes. (Näheres s. bei Lühe S. 122.)

Die natürliche Krankheit tritt am 11.20. Tage nach dem infektiösen Deckakt ein, verläuft meist chronisch, durch 34 Monate, endet aber beim Pferde stets mit dem Tode, während beim Esel Heilungen nicht gerade selten zu sein scheinen. Der allge­meine Charakter der Krankheit schließt sich auch dem der anderen Trypanoseseuchen an, also: intermittierendes Fieber, zunehmende Abmagerung und Anämie trotz meist erhalten bleibender Freßlust, mehr oder minder flüchtige Ödeme der Gliedmaßen, Steifigkeit bis Parese der Hinterhand, charakteristische Haltung, zunehmende Trägheit und schlafsüchtige Benommenheit. Ganz pathognostisch aber ist für die Dourine die ausgesprochene Be­teiligung der Geschlechtsorgane an der Erkrankung und die eigentümlichen papulösen und ekzematös-geschwürigen Hautveränderungen.

Die Veränderungen an den Geschlechtsteilen stellen als mäßiges Odem am Vorder­ende des Schlauches oder der vulva und geringe Rötung und schleimiger Katarrh der Genitalschleimhaut das Frühsymptom dar, und werden häufig übersehen. Das Ödem nimmt zu und breitet sich allmählich weiter aus, auf den Hodensack, die Leisten­gegend, selbst die Bauchwand bzw. auf den Damm; die oberflächlichen Lymphdrüsen schwellen (häufig einseitig) an. Die Temperatur ist etwas erhöht, 3838,5°. Diese Er­scheinungen nehmen weiter zu, aber unter stetigen Besserungen und Verschlimmerungen; nach einem Monat etwa wird der Atem kurz und knapp, die Nierenpartie empfindlich, die Abmagerung beginnt. Nun setzt die Zeit der Hautausschläge ein, gewöhnlich nach 4045 Tagen, manchmal etwas später. Sie bestehen in quaddelförmigen, flüchtigen, etwa 5 Tage stehenden kleineren und größeren Schwellungen der Haut, über denen das Haar gesträubt, die Haut verdickt ist. Meist lassen sie Serum austreten. Am deutlichsten sind sie bald nach dem Tränken und sitzen am häufigsten auf dem Kreuz. Von nun an wachsen Abmagerung, Schwäche und Bewegungsstörungen immer mehr, die Lymphdrüsen schwellen mächtig an, die Ödeme nehmen zu und unter Geschwürsbildung auf den Genital- und anderen Schleimhäuten, vielfachen oberflächlichen Abscessen,fressenden Ekzemen großer Brüchigkeit der Knochen, Unempfindlichkeit der Haut gegen Stiche und Schnitte endet der Tod das Leiden des schließlich völlig gelähmten Tieres. Bei Stuten pflegt der Verlauf etwas schneller zu sein als bei Hengsten.

In der akuten Form folgt meist einige Tage nach dem Auftreten der Quaddeln der Anfangsschwellung an den Geschlechtsteilen plötzlich ein Schwindelanfall oder akute Lähmungen, die das Tier in wenigen Tagen hinraffen. Diese akuten Fälle sind bei Stuten seltener als bei Hengsten.

Die Diagnose ist bis zum Auftreten der Quaddeln unsicher. Als diagnostisches Beweismittel dient die Impfung auf den Hund. Bei diesem ist das Symptomenbild ganz ähnlich wie beim Pferde, doch sind daneben die Augenstörungen sehr stark ausgesprochen- Subkutane Impfungen geben das klarste Bild (720 Tage Inkubation!) Der mikroskopi­sche Nachweis der Parasiten ist am Gewebssaft der Schwellungen und Quaddeln zu ver­suchen, da sie in diesem häutig sind, während sie sich im kreisenden Blut nur spärlich finden. Die Sektion ergibt außer den gewöhnlichen Erscheinungen der Trypanosen: