Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
689
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Tropische und subtropische Viehseuchen.

Von

Marinestabsarzt Dr. L. Sander und Schlaclitliofdirektor Oberveterinär a. D. Dr. Hennig.

Obwohl unter den Viehseuchen, die den Tropen und Subtropen eigentümlich sind, bis jetzt nur eine einzige bekannt ist, die mit Sicherheit ihr Homologon unter den Tropenseuchen des Menschen hat die T^panose, so sind sie doch von so großem Einfluß auf die Lebenshaltung des Menschen, daß ihre Besprechung in diesem Handbuch wohl einen Platz verdient. Sie gerade bestimmen mit in erster Linie, wie sich die Wirtschaftsform der Menschen an der gegebenen Örtlichkeit ge­staltet, d. h. sie bedingen vielfach sowohl die Art der Ernährung, wie die Art des Anbaus und Verkehrs. Außerdem bilden diejenigen unter ihnen, bei denen die Übertragung durch Zwischen wirte l ) stattfindet, die beste Gelegenheit, die Vorgänge zu studieren, die bei dem Wirtswechsel der Parasiten auftreten. Daher bilden gerade sie die Brücke, über die wir einst zu einer vollen Einsicht auch in die Blutparasitenkrankheiten des Menschen gelangen werden.

Dementsprechend werden wir im Nachstehenden mehr diese Seiten der tropi­schen Viehseuchen berücksichtigen: also Überträger und Übertragungsart, Parasiten und deren Verhalten, Schutzimpfungen und Bekämpfung der Überträger; dagegen werden wir das eigentliche Krankheitsbild und die zumeist ohnehin aussichtslose Be­handlung der einmal ausgebrochenen Seuche nur kurz skizzieren.

Die wichtigsten dieser Seuchen sind:

1. Die durch Trypanosomen veranlaßten, die Trypanosen. 2 )

2. Die durch Babesien (Piroplasmata) bedingten, vielfach alsTiermalaria bezei ebneten.

J ) Dieser Ausdruck ist eigentlich unzutreffend und ich wende ihn hier nur an, weil diese Bezeichnung durch R. Koch und seine Schule bei uns Deutschen vielfach Eingang gefunden hat; in den weiteren Ausführungen werde ich dafür die richtige Bezeichnung Wirte der Parasiten gebrauchen. Denn in den übertragenden Insekten findet sich die Geschlechtsform der Parasiten soweit die Entwicklung bekannt ist, im Warm­blüter dagegen nur die ungeschlechtliche Form der Fortpflanzung der Parasiten. Daher sind die Warmblüter in Wahrheit die Z w iseh e u wirte, die Insekten die eigentlichen Wirte.

2 ) So saye ich mit Boigey an Stelle des richtigen, aber nahezu unaussprechlichen Trypanosomiasis bzw. Trypanosomosis.

Mense, Handbuch der Tropenkrankheiten. III.

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