Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
722
Einzelbild herunterladen
 

722

Dr. L. Sander und Dr. Hennig.

Ziemann hat. trotz Darreichung von Sol. Fowleri 1,0 g täglich, steigend um 0,1 bis zu 2,0 g täglich und dann zurückgehend bis 1,0 gegen Nagana das Auftreten von akuter Infektion mit Trypanosoma vivax nicht hindern können. Auch Chin. bimur. täglich 2 g intramuskulär, 14 Tage hintereinander, blieb ohne jeden Einfluß (Esel gleich­zeitig Babesiose!). (Uber die Morphologie des Parasiten vgl. Lühe Bd. III S. 125.)

Surrah.

Sie ist als die asiatische Form der Sängetiertrypanose zu bezeichnen und ist bisher festgestellt worden in Vorderindien westlich vom Indus (Punjab Pease), Bombay Presidency nach Evans) und Persien (De Does), in Assam, Burmah, den Slian-Staaten (Evans), Indochina und Tonkin (Carrougeau), und Annam (Vassal) wahrscheinlich auch Korea (Laveran), in Niederländisch-Indien (Samarang, wahrscheinlich auch Tegal und Cheribon [Penning]), den Philippinen (Curry Salmon und Stiles u. a.), Mauritius (Laveran) ; wahrscheinlich ist sie auch an der ganzen Ostküste Afrikas vertreten, neben der Nagana, soweit Vieh verkehr mit Indien besteht. Der Erreger ist das Trypanosoma evansi (vgl. S. 129), daß sich im allgemeinen vor den anderen hier in Betracht kommenden dadurch auszeichnet, daß seinHinterende gewöhnlich etwas länger und spitzer ausgezogen ist (gegenüber Tryp. lewisi ist es aber alsstumpf zu bezeichnen (R. Kocii).

Die natürliche Erkrankung ergreift vorwiegend und am schwersten die Einhufer, weniger häufig und stark auch die Rinder und Büffel. Von den anderen Haustieren wird gemeldet, daß genuine Erkrankungen Vorkommen. Ob Ratten genuin an Surrah erkranken, bedarf noch der sicheren Feststellung. Lingard behauptet es, doch waren mir seine Arbeiten nur in Referaten zugänglich und die Berichterstatter nehmen ver­schiedene Stellung zu diesem Punkt.*) Künstlich übertragbar ist Surrah sicher außer­dem auf Affen und Ratten. Das Verhalten von Meerschweinchen und Kaninchen wird verschieden angegeben; diese scheinen also zum mindesten w r enig empfänglich zu sein. Die künstliche Infektion scheint von genuinen Fällen schwerer zu haften als von künst­lichen Trypanosen, weil sie den ersten Untersuchern (Steel, Carter, Evans usw.) nur vom Peritoneum aus gelang.

Bezüglich der natürlichen Entstehung neigen sich die Meinungen immer mehr dahin, daß auch hier die Übertragung durch Infektion besorgt wird. (Lingard denkt allerdings noch an ein freilebendes Zwischenstadium der Trypanosomen in Morästen, auf Bambusbüschen usw., das von den Fliegen aufgenommen würde.) Welche Insekten aber in Betracht kommen, das ist trotz Rogers gelungenen Übertragungen mit Bremsen * 2 ) (s. o.) und allen Beobachtungen über die Rolle der Stomoxysarten noch nicht sicher.

Die Surrah zeigt, ganz ähnlich wie die Nagana und Trypanose am Gambia, ein gehäuftes Vorkommen in der Regenzeit und das dürfte noch wahrscheinlicher machen, daß auch hier Insekten (außer Tsetsefliegen vielleicht Kamelläuse, Tabaniden, Hippo- bosciden) eine maßgebende Rolle zukommt. Hauptsächlich soll sie in sumpfigen Gegenden einheimisch (Penning) und in nassen auf frockene folgenden Jahren besonders häufig sein (Evans). Die Seuche soll gewöhnlich im August oder September einsetzen und bis Januar anhalten.

Der Krankheitsverlauf ist auch bei dieser Seuche wechselnd, von ganz akuten bis zu ausgesprochen chronischen Fällen, doch scheinen bei ihr die chronischen Fälle gegen­über der Nagana zu überwiegen. Von Einfluß ist auch hier neben äußeren Einwirkungen Vorhandensein oder Ausschließung von Witterungseinflüssen, guter oder schlechter Er-

J ) Hierher gehört auch die Frage, ob Tryp. lewisi mit Erfolg und Seuche erregend auf Säuger anderer Ordnungen übertragbar ist, wie Lingard bei Hund, Kamel und wahr­scheinlich auch dem Elefanten, bei Kleinvieh und Schweinen nicht oder nur selten und ausnahmsweise mit Erfolg ausgeführt haben will, oder ob VeiWechslung mit Tryp. evansi dabei vorliegt. Diese beiden Trypanosomen sind ja lange Zeit für identisch gehalten worden.

2 ) Daß diese unter den Eingeborenen allgemein als die Überträger gelten (Nocard), wird von De Does entschieden in Abrede gestellt.