Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
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Dr. Hans Ziemann.

tropischen Klimas mit dem der Malaria zusammengeworfen. Z. B. .fl ist auch Dysmenorrhoe in den tropischen Malariagegenden nach meinen Erfahrungen in auch bei Frauen ungemein verbreitet, die ganz zweifellos malariafrei sind, während 'bi Dysmenorrhoe in den Malariagegendeii Italiens durchaus nicht verbreiteter ist als in n malariafreien. Man wird daher die Dysmenorrhoe auch ganz zwanglos durch diejf klimatisch bedingten Änderungen in der Wärmeökonomie des Körpers erklären können. j|; .n Andererseits sind Aborte und Sterilität in manchen Fällen sehr wohl als j Folgen der Malaria aufzufassen. Wir wissen, daß ganz dieselben Erscheinungen| j u auch bei Säugetieren, z. B. bei Kühen, sehr oft bedingt sind durch die den Malaria- j -j P arasiten mehr oder weniger nahestehenden Piroplasmen. ; i

7. Nervensystem |

wird ganz besonders häufig in Mitleidenschaft gezogen.

Gerade im Nervensystem können die krankhaften Folgeerscheinungen der a Malaria noch nach dem Sistieren der Anfälle weiter bestehen bleiben, bzw. dann jj erst zum Ausbruch kommen.

Die Ursachen für die krankhaften Störungen infolge von Malaria können Hämor- ^ rhagien sein, wie solche von Blanc (und auch in einem Falle von mir) beobachtet s sind. Solche Fälle können den Anschein apoplektischer Insulte hervorrufen. Fälle von ; allgemeinen Hämorrhagien infolge von Arteriosklerose oder von miliaren Aneurysmen I sind hierbei natürlich nicht zu berücksichtigen, da sie nichts mit dem Malariaprozeß an I sich zu tun haben. 1

Viel häufiger handelt es sich, wie Bardellini mit Recht hervorhebt, um I kleine kapilläre Blutungen und Hyperämien, Ödeme und Ernährungsstörungen, welche 1 durch Gefäßverstopfung bedingt sind, bzw. durch Malariatoxine, besonders infolge 1 von Perniciosa. :

A. Affektion des Nervensystems ohne bestimmte Lokalisation.

Wir erwähnten bereits die bei der akuten Infektion, besonders bei Perniciosa, so oft auftretenden Kopfschmerzen, die mit den Anfällen kommen und gehen können, \ ,

oder auch kontinuierlich sind, ferner Delirien, Sopor und das zuweilen sich | j

findende Coma. |

Wir sehen solche Kranke, nachdem leichte Störung des Bewußtseins oder etwas - f

Somnolenz vorhergegangen, bei Beginn des Anfalles bewußtlos werden. Das Gesicht ist I

bald blaß, bald gerötet, und der Kranke reagiert auf äußere Beize nicht mehr. Die Augen j j

können geschlossen oder halb geöffnet- sein, die Pupillen meist etwas erweitert und nur ; schwach auf Licht reagieren. Der Cornearefiex kann gänzlich erloschen sein, Puls und Atmung können sich scheinbar normal verhalten, sind aber meist beschleunigt. Die j Kranken lassen vielfach unter sich. Nicht selten tritt Blasenlähmung ein. Meist wird . das Coma mit dem Anfalle schwinden, und auch der Laie wird dann in Orten von i * schwerer Malaria selbst ohne Blutuntersuchung Malaria vermuten. Nicht ganz selten aber kann auch das erwähnte Coma Stunden, ja selbst einige Tage noch nach Verschwinden der Parasiten aus dem peripheren Blute bestehen bleiben, und man hat in solchem Falle j wohl die Differeutialdiagnose gegenüber der tuberkulösen Meningitis, Hirnhämorrhagieen, .

Urämie usw. zu berücksichtigen. Wenn noch CiiEYNE-STOKEssche Atmung und Schluchzen, ; eintritt, so sind das immer prognostisch sehr ungünstige Symptome. Wenn trotz des ; !>

Schwindens der Perniciosaparasiten und trotz energischer Chinintherapie die bedroh- p liehen Erscheinungen bleiben, muß man an eine Fortdauer der Toxinwirkungen bzw. an anatomische Läsionen der Hirnrinde denken. p jj

Cardamatis sah diese comatösen Stadien in Griechenland bei den Perniciosen in j ü den Monaten Juli bis Dezember häufig, ebenso andere Autoren. V