Die im Blute schmarotzenden Protozoen und ihre nächsten Verwandten. 239
Es kann hiernach in der Tat keinem Zeifel unterliegen, daß Veränderungen der Dichtigkeit des Blutes die Reifung und Befruchtung der Geschlechtsformen der Malariaparasiten und ähnlicher Blutschmarotzer begünstigen. Ja, es hat den Anschein, als ob sie eine notwendige Voraussetzung für diese Entwicklungsvorgänge darstellen. Insbesondere kann als festgestellt gelten, daß jede Veränderung der Dichtigkeit des Blutes den Austritt der Gametocyten aus den Blutkörperchen (die Sphärenbildung) hervorruft. Für die weitere Entwicklung, die Mikrogameten- und Ookinetenbildung, möchte dagegen Claus auf Grund seiner mitgeteilten Einzelbeobachtungen die wesentlichste Ursache in der Temperaturerniedrigung erblicken. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß dem so ist; immerhin möchte ich die Frage nach dem Anteil, den jeder der beiden erwähnten physikalischen Reize an dem Zustandekommen der Reifungserscheinungen hat, noch nicht als völlig entschieden ansehen.
Vor allem ist auch die Möglichkeit zu berücksichtigen, daß verschiedene Blutschmarotzer in dieser Hinsicht Verschiedenheiten auf weisen. Bei den Malariaparasiten sind die Bedingungen, die zu einem normalen Ablauf der Reifung und Befruchtung erfüllt sein müssen, anscheinend komplizierter als bei Haemoproteus. Bereits früher wurde ja betont, daß bei letzterem die Befruchtung und Ookinetenbildung besonders leicht zu beobachten ist, und Schaudinn erklärt sogar, daß die Infektion der Mücken mit Haemoproteus noctuae nur dann gelänge, wenn es auch gelänge, in dem Blute des zum Infektionsversuch benutzten Vogels die Entwicklung der Geschlechtsformen bis zur Ausbildung des fertigen, zwischen den Blutkörperchen umherschwärmenden Ookineten zu verfolgen. Im Gegensätze hierzu ist es dagegen R. Koch nie gelungen, auch beim Proteosoma der Sperlinge die Ookinetenbildung auf dem Objektträger zu verfolgen, und bei den Malariaparasiten des Menschen liegen die Verhältnisse ganz ähnlich. Nicht einmal die Reifung der Gametocyten scheint bei ihnen unter den künstlichen Bedingungen, wie sie die Untersuchung des frisch entleerten Blutes auf dem Objektträger mit sich bringt, in völlig normaler Weise zu erfolgen, so daß Schaudinn bei seinen Untersuchungen über diese Reifungsvorgänge das Blut nicht den Malariakranken direkt entnahm, sondern sich anstatt dessen der Mücken als Vermittler bediente und erst deren Mageninhalt alsbald auf den Objektträger entleerte.
Offenbar spielen also bei der Reifung, Befruchtung und Ookinetenbildung der Malariaparasiten außer Abkühlung und Veränderung der Dichtigkeit des Blutes noch andere, bisher unaufgeklärte Faktoren eine Rolle, die bei Haemoproteus fehlen oder wenigstens mehr zurücktreten.
Wenn Labb£ auch dem mechanischen Reize, welchen das Aufhören der Bewegung des Blutes ausübe, eine wesentliche Bedeutung für die Mikrogametenbildung zuschreibt, so spricht das inzwischen festgestellte Ausbleiben der Mikrogametenbildung bei Verhinderung der langsamen Eindickung des frisch entleerten und unverdünnten Blutes durch oberflächliche Verdunstung entschieden gegen diese Annahme.
Außerdem hat Labbü auch Sauerstoffmangel zur Erklärung herangezogen, da er bei Behandlung von /memoprofeushaltigem Blut mit Pyragallol, welches den Sauerstoff absorbiert, reichliche Mikrogametenbildung beobachtete. Ob hierbei aber wirklich die Sauerstoffentziehung das wirksame Agens gewesen ist, ist doch wohl noch zweifelhaft, zumal in dem frisch entleerten Blutstropfen der vorhandene Sauerstoff ohne Anwendung sauerstoffentziehender Mittel doch wohl kaum so rasch verschwinden dürfte, um die bereits nach wenigen Sekunden eintretende Mikrogamentenbildung auf Sauerstoffmangel zurückführen zu können.
g) Die Sporogonie (1er Plasmodien.
Die als Sporogonie bezeichnete Entwicklung der Malariaparasiten im Körper der Stechmücke ist zuerst von Ross bei dem Proteosoma der Vögel verfolgt worden. An