Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
231
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Die im Blute schmarotzenden Protozoen und ihre nächsten Verwandten. 231

dieselben noch mit langen Geißeln versehen sind und mit Hilfe dieser lebhaft herumschwärmen. Diese bis auf die jetzige Bestätigung der Beobachtung von F. Plehn durch Schaudinn nie wieder gesehenen freien Geißeln sind nach Plehn 36 mal so lang wie der zugehörige Plasmakörper und lassen in ihrem Verlaufe 25 intensiv färbbare knötchenförmige Anschwel­lungen erkennen. Nach der Angabe im Text sollte jeder Parasit ihrer einen bis drei besitzen, auf den zugehörigen Abbildungen (vgl. Fig. 55) aber hat Plehn nur je eine Geißel gezeichnet und mit dem von Schaudinn gezogenen Vergleich mit den Try­panosomen läßt sich auch nur diese Einzahl ver­einigen. Das weitere Schicksal dieser flagellaten­förmigen Merozoiten ist noch nicht bekannt. Besser unterrichtet sind wir in dieser Beziehung über eine andere Merozoiten form, die durch amöboide Beweg­lichkeit ausgezeichnet ist und daneben auch noch ähnliche peristaltische Kontraktionen, Krümmungen und Gleitbewegungen wie die Sporozoiten erkennen läßt (vgl. Taf. VII Fig. C. 8). Diese amöboiden Merozoiten dringen in der bereits bei Besprechung des intraglobulären Sitzes der Parasiten geschilderten Weise in die Erythrocyten ein, um dort wiederum zu Sehizonten (oder zu Gametocyten) heranzuwachsen.

Fig. 55.

Drei flagellatenförmige Merozoi­ten (?) eines menschlichenMalaria- parasiten. (Nach F. Plehn.) Der am weitesten rechts gelegene scheint sich an einem nur im Umriß gezeichneten Erythrocyten zu fixieren.

f) Die Geschleehtsformen der Plasmodien.

1. Bildung der Gametocyten.

Die Gametocyten treten, wie bereits auf S. 216 erwähnt wurde, erst auf, nachdem durch mehrfach wiederholte Sc-hizogonie die Zahl der Parasiten eine er­hebliche Vermehrung erfahren hat. Die Verhältnisse liegen also in dieser Be­ziehung ganz analog wie bei Haemoproteus , Leacocytoxoon und den im Anhang zum Vergleiche besprochenen Coccidien. Die Zunahme der Parasitenzahl ruft eine Reaktion des Wirtes hervor, die sich am deutlichsten bei den durch die mensch­lichen Malariaparasiten hervorgerufenen Fieberanfällen zeigt. Diese Reaktion hat nun offenbar eine gewisse Immunität zur Folge, die sich allmählich steigernd, der Schizogonie eine Grenze setzt, gleichzeitig aber im Interesse der Erhaltung der Art das Auftreten der Geschlechtsformen bedingt, die widerstandsfähiger und den auf die Sehizonten wirkenden schädlichen Einflüssen weniger ausgesetzt sind, wie dies letztere schon durch ihre so erheblich geringere Schädigung durch das Chinin be­wiesen wird.

Daß die Sehizonten in der Tat im Organismus schädlichen Einflüssen ausge­setzt sind, die nur durch das Entstehen einer Immunität erklärt werden können, wird durch die Möglichkeit der Spontanheilung der Malaria bewiesen. Und wenn nach einer solchen Spontanheilung die Zahl der Gametocyten eine so besonders große ist, so ist dies ein Beweis dafür, daß das Auftreten der Gametocyten mit dieser Schädigung der Sehizonten in einem, wenn auch nur indirekten, Zusammen­hang steht.

Daß gelegentlich bereits beim ersten Fieberanfall Gametocyten zu beobachten sind, ist kein Beweis gegen die vorstehende Auffassung, da auch dann bereits mehrere Generationen von Sehizonten während der Inkubationszeit einander gefolgt sind und das Auftreten des Fieberanfalls zeigt, daß auch die Reaktion des Wirtes bereits eingesetzt hat. Es können also auch die ersten Anzeichen beginnender