Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
236
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das Verhalten der menschlichen Malariaparasiten stützt, deren Befruchtungsvorgänge bei entsprechender Anwendung von Thermostaten oder heizbaren Objekttischen sich auch bei einer Temperatur beobachten lassen, die derjenigen des menschlichen Körpers entspricht. Allem Anschein nach ist Grassi aber bei seiner Ablehnung des begünstigenden Einflusses einer geringen Temperatürerniedrigung auch da­durch beeinflußt worden, daß starke Abkühlung die Reifung und Befruchtung der Geschlechtsindividuen direkt zu verhindern scheint.

Danilewsky, der erste Autor, welcher die Mikrogametenbildung eingehender unter­sucht und geschildert hat zu einer Zeit, wo das Verständnis für diese sogenannten Poly- mitusformen noch völlig fehlte, konstatiert bereits, daß man sie (beim Haemoprotem der Vögel, der sich in dieser Beziehung anscheinend den Malariaparasiten völlig analog ver­hält) bei 40° C nie beobachtet, sehr häufig dagegen bei 2025° C.

Labbü fand zwar einzelne Mikrogameten auch in Präparaten, die bei 42° C ge­halten wurden, führt dies aber auf die vorübergehende Abkühlung des Blutes zurück, die sich während der Herstellung des Präparates nicht vermeiden ließ. Andererseits stellte er neben dem begünstigenden Einfluß geringer Abkühlung auch bereits die hem­mende Wirkung starker Abkühlung fest, da er die Mikrogametenbildung ebensowenig beobachtete, wenn er das Präparat in eine Kältemischung brachte, wie wenn das Präparat bei 42° C gehalten wurde. Er gelangt so bereits zu der Annahme eines mittleren Tem­peraturoptimums, ohne dieses freilich näher zu fixieren.

Neuere Versuche von Claus führten im wesentlichen zu einer Bestätigung der Angaben von Danilewsky und Labb£. Auch sie sind wieder an Haemoproteus angestellt (und zwar an einer im Falken schmarotzenden Art). Claus untersuchte ähnlich wie Danilewsky und Labbü das dem Luftzutritt ausgesetzte Blut auf dem Objektträger und fand hierbei folgendes:

bei

i Sphärenbildung

!

Mikrogametenbildung

Ookinetenbildung

40° C

, blieb aus

i (noch nach 2 Stden. waren ! die Parasiten völlig un­verändert)

35° C

beobachtet

blieb aus

33 0 C

j beobachtet

beobachtet

nicht beobachtet

19.5 0 C

nach 20 Sek. beobachtet

nach 4060 Sek. be­obachtet

nach 4760 Min. voll­endet

18,5° C

* in wechselnder Häufigkeit

1 beobachtet

i

nach 13 Min. beobachtet

nach 40 Min. bis 2 Stden. vollendet

17° C

vereinzelt, nach 45 Sek.

vereinzelt, nach 1 1? 22 Min.

nicht beobachtet

o

o

OO

! ?

i

blieb aus

Hinsichtlich der unteren Temperaturgrenze für die Mikrogameten­bildung decken sich diese Angaben von Claus annähernd, wenn auch nicht voll­ständig, mit den Resultaten, welche Martiiiaxo bei seinen auf Veranlassung Grassis unternommenen Versuchen über den Einfluß der Temperatur auf die menschlichen Malariaparasiten erhielt. Martiiiaxo konnte nämlich feststellen, daß speziell bei dem Perniciosaparasiten des Menschen die Bildung der Mikrogameten bei 17° C nicht erfolgt, auch wenn das betreffende, Halbmonde enthaltende Präparat mehrere Stunden lang beobachtet wurde. Bei 18 0 C sah er dagegen bereits nach ca. 2530 Minuten mehrfach die Mikrogametenbildung von statten gehen. Wirklich zahlreich trat sie dagegen erst bei einer Temperatur zwischen 18 und 20° C auf.