Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
193
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Die im Blute schmarotzenden Protozoen und ihre nächsten Verwandten. 193

1905 Dieselben, Zur Kenntnis der Spirochaete pallida. (Ibid. Nr. 33.)

1905 Wellmann, F. C., On a spirochaete found in yaws papules. (Journ. of trop. med. Vol. 8. Nr. 23. p. 345.)

1903 Wladimiroff, A., Rückfallfieber. Nebst Anhang: Tierpathogene Spirochäten. (Handb.

d. pathog. Mikroorganismen, hrsg. v. Kölle und Wassermann. Jena, Gr. Fischer. Bd. 3. p. 75104.)

1904 Derselbe, Immunität bei Spirochätenerkrankungen. (Ibid. Bd. 4. p. 11291149.)

liabesia.

Im Jahre 1888 fand Babes bei der infektiösen Rinderhämoglobinurie Parasiten, welche die roten Blutkörperchen befallen hatten, offenbar die Erreger der Krankheit darstellten und vom Entdecker als Bakterien angesehen und Hacmatococcus bovis ge­nannt wurden. Im Jahre darauf erfolgte die Entdeckung derselben oder doch sehr ähnlicher Parasiten beim nordamerikanischen Texasfieber durch Smith und Kilborne und seither sind nicht nur diese Rinderparasiten in den verschiedensten Weltgegenden wieder­gefunden, es sind auch ähnliche Parasiten bei verschiedenen anderen Haustieren, besonders bei Schaf, Hund und Pferd gefunden worden.

Der Name dieser Parasiten hat vielfach gewechselt. Der Gattungsname Haemato- coccus hat sich nicht eingebürgert und ist auch bereits seit 1828 an eine einzellige Alge vergeben. Starcovici schuf 1893 zu Ehren des Entdeckers den Namen Babesia , der freilich zunächst wenig gebraucht wurde, da gleichzeitige, die Übertragung der Parasiten durch Zecken sicherstellende Untersuchungen von Smith und Kilborne die Aufmerksam­keit in viel höherem Grade auf sich lenkten und die amerikanischen Gelehrten bei dieser Gelegenheit die Gattung Pyrosoma nannten. Dieser letztere Name ist denn auch noch bis in die neueste Zeit gelegentlich gebraucht worden, obwohl er bereits seit langem anderweitig vergeben und daher nach den zoologischen Nomenklaturgesetzen ungültig ist. Er ist denn auch bereits 1895 von Wandollek in Apiosoma (gleichfalls schon seit 1885 vergeben) und von Patton in Piroplasnia geändert worden. Der Name Piroplasma ist hiernach in der Regel gebraucht worden, vor allem auch in alle zoologischen Lehr­bücher übergegangen; er muß aber zugunsten des prioritätsberechtigten Babesia fallen gelassen werden.

Die Babesien sind die ersten von allen im Blute schmarotzenden Protozoen ge­wesen, bei welchen der Wirtswechsel entdeckt wmrde, da bereits Smith und Kilborne ein Jahr vor der Entdeckung des Tsetseparasiten durch Bruce und 5 Jahre vor der Entdeckung des Wirtswechsels der Malariaparasiten durch Ross feststellten, daß das Texasfieber durch Zecken übertragen werde. Trotzdem sind unsere Kenntnisse über die Entwicklung gerade dieser Parasiten noch außerordentlich unbefriedigend.

Die Babesien sind pigmentlose, durch Zecken übertragbare Parasiten der roten Blutkörperchen von Säugetieren. Mit Ausnahme der eine Sonderstellung einnehmenden Babesia parva (Theiler), des Parasiten des ostafrikanischen Küstenfiebers, sind alle Arten der Gattung Babesia durch das Auftreten von zwei verschiedenen Formen charakterisiert, die alsBirnformen undrunde Formen oder richtiger: amöboide Formen unterschieden werden. Die Bedeutung dieser beiden Formen ist aber noch nicht völlig sichergestellt.

In der Regel wird angenommen, daß die Babesien im Inneren der Erythrocyten schmarotzen, und dieser intraglobuläre Sitz wird für so charakteristisch gehalten, daß er bei der Diskussion der Frage, ob die LEiSHMAN-DoNOVAxschen Körperchen zu den Ba­besien gerechnet werden müßten oder nicht, eine wichtige Rolle gespielt hat. Vereinzelt ist aber auch bereits eine abweichende Meinung vertreten worden. Nach Kossel und Weber schmiegen sich die Parasiten häufigan den Rand des Blutkörperchens, über den sie deutlich hervorragen, so daß man annehmen muß, daß sie nicht in, sondern auf den Blutkörperchen sitzen und in neuerer Zeit haben Schaudinn und Schmidt von den auf den Blutkörperchen schmarotzenden Parasiten als von etwas bekanntem gesprochen.

Mense, Handbuch der Tropenkrankheiten. III. 13