Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1906)
Entstehung
Seite
187
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Die im Blute schmarotzenden Protozoen und ihre nächsten Verwandten. 187

c) Spirochäten bei Syphilis und Frambösie.

(Gattung Treponema R. Bl.)

1. Treponema pallidum (Schaud.).

Syn.: Spirochaete pallida Schaud., Spironema pallidum Vuill., Microspironema pallidum Stiles, Trypanosoma luis Krzyszt. et Siedl.

Besonders Aufsehen hat die im Frühjahr 1905 publizierte Entdeckung von Spiro­chäten in syphilitischen Affektionen hervorgerufen.

Während anfangs schon allein mit Rücksicht auf die große Zahl der bereits früher entdeckten angeblichen Erreger der Syphilis große Vorsicht am Platze war, kann es heute kaum mehr bezweifelt werden, daß die Spirochaete pallida in der Tat der so lange gesuchte Erreger der Syphilis ist.

Im Gegensatz zu anderen Spirochäten ist die Syphilisspirochäte nach Schau­dinn im Querschnitt rund, nicht abgeplattet. Eine undulierende Membran ist noch nicht nachgewiesen, wenngleich Schaudinn ihr Vorhandensein vermutet. Dagegen st an jedem Pole eine Geißel erkennbar. Infolge dieser Eigentümlichkeiten, welche die Syphilisspirochäte von den typischen Spirochäten entfernen und den Spirillen nähern, ist für sie eine besondere Gattung Treponema (= Spironema Vuill., nec Meck 1864 nec Klebs 1893 Microspironema Stiles) gebildet worden.

Die Länge des Treponema pallidum schwankt zwischen 4 und 14 «. Seine Breite ist unmeßbar dünn, höchstens bis zu 1 i « bei den dicksten Individuen. Die Zahl ihrer Windungen schwankt zwischen 6 und 26. Charakteristisch ist die Art der Windungen, indem diese im Verhältnis zur Länge des Organismus sehr zahlreich und dichtgedrängt sind, im Gegensatz zu Spiro- chaeta refringens, wo sie flach, weit, wellen­artig erscheinen. Charakteristisch ist ferner das geringe Lichtbrechungsvermögen und die geringe Färbbarkeit des Treponema pallidum , sowie die anscheinende Starrheit seiner Windungen.

Für Untersuchungen über den feineren Bau des Parasiten ist die LöFFLERsche Bakteriengeißelfärbung besonders geeignet. In Gewebssclinitten ist er namentlich durch Impregnation mit Silber nachgewiesen worden (von Levaditi nach der GoLGischen Methode, von Petresco durch einfaches mehrtägiges Einlegen der in Alkohol gehärteten Gewebsstiicke in Silbernitratlösungen von allmählich steigender Konzentration.) Sonst ist die beste Färbung diejenige von Giemsa.

Gefunden ist der Parasit vor allem im Gewebe der Irtitialsklerose, im Lymphgefäßsystem und in den sekundären Effloreszenzen der Haut. Zu den letzteren kann er nur auf dem Wege der Blutbahnen gelangen. Im Blute selbst aber ist er nur verhältnismäßig selten gefunden wie Hübner annimmt, weil die Parasiten sicli nicht lange in den Blutgefäßen aufhalten, sondern bald wieder in der Haut und den Schleimhäuten abgelagert werden.

Von einzelnen Funden seien als verhältnismäßig wichtig erwähnt der Nachweis der Spirochäten im durch Punktion gewonnenen Milzblut durch Schaudinn und im Milzblut eines an hereditärer Lues verstorbenen Kindes durch Buschke und Fischer, ferner in besonders großer Zahl in den Pemphigusbläschen mehrerer hereditär-luetischer Säuglinge durch Levaditi, und in den verschiedensten Organen hereditär-luetischer Kinder durch

Fig 50.

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a

b

Treponema pallidum (Schaud.). a Großes Exemplar mit deutlichen Geißeln an beiden Polen,

b Kleineres, dickeres Exemplar, das an einem Pole zwei Geißeln aufweist (Längs­teilung?). (Aus Schaudinn.)