Eine undulierende Membran ist nach Perrin nicht immer vorhanden. Sie steht an dem einen Ende durch einen dünnen, sich wie Chromatin färbenden Faden mit dem Kern in Zusammenhang, während an dem anderen Ende ein solcher Zusammenhang fehlt (vgl. Fig. 45).
Mehrfach wurden Formen beobachtet, welche als Gameten aufgefaßt werden. Der männliche Gamet ist ein sehr lang gestreckter Protoplasmakörper mit 32 rundlichen Chromatinkörnern, welche in regelmäßigen Zwischenräumen in der Längsrichtung ange* ordnet sind. Er scheint sehr wenig -widerstandsfähig zu sein. Der seltener beobachtete weibliche Gamet scheint dem männlichen ähnlich, aber dicker zu sein. Konjugation scheint selten zu sein. Nur zweimal wurde eine Aneinanderlagerung zweier Gameten beobachtet, die als Anfangsstadium der Konjugation gedeutet wird, deren weiteres Schicksal aber unbekannt ist.
Fig. 45.
um.
Spirocliaeta balbianii (Certes).
Schematische Zeichnung eines indifferenten Individuums. (Aus Perrin. i c Chromatinfaden, welcher den Anfang der undulierenden Membran mit dem Kern verbindet.
e Randsaum der undulierendenMembran. n Kern (in Form eines spiraligen Bandes).
p Periblast (nur als äußere Kontur der Spirochäte gezeichnet). um Undulierende Membran.
Fig. 46.
Schematische Darstellung von sieben zeitlich aufeinander folgenden Stadien der Kern veränderungen bei der Teilung von Spirocliaeta balbianii (Certes). (Aus Perrin.)
Perrin glaubt, dal! Spirocliaeta balbianii dem „Urhämoßagellaten“ Schaudinn’s nahe stehe. Indessen sind die Kernverhältnisse derselben von denen der Trypanosomen doch so abweichend, daß bei einem Vergleich beider größte Vorsicht erforderlich ist. Mir scheint zurzeit ein einigermaßen zuverlässiges Urteil über die systematischen und verwandtschaftlichen Beziehungen der hier besprochenen Spirochäten mit den Blutprotozoen, und zwar nicht nur mit den Trypanosomen, sondern auch mit den im Blute schmarotzenden ,,Spirochäten“-Arten, noch nicht möglich.