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Dr. Max Lühe.
ermöglichen, so daß man am Ende der dritten Verdauungsperiode der Mücke bereits große Ballen von Parasiten im Lumen des Pharynx finden kann. Bei der nächsten Nahrungsaufnahme der Mücke werden dann diese den Pharynx verstopfenden Parasiten zusammen mit dem Inhalt des Saugmagens entleert (vgl. S. 162 f.) und können also auf diese Weise wieder die Infektion eines Steinkauzes bewirken.
Die Hauptmasse der so auf den Vogel übertragenen Parasiten werden indifferente Formen sein und zwar meist solche, welche infolge vorausgegangener lebhafter Vermehrung nur sehr klein sind und daher im Vogelblute zunächst in der bereits geschilderten Weise eine Wachstumsperiode durchmachen müssen. Größere indifferente Formen können dagegen bereits alsbald nach ihrer Übertragung zur Vermehrung durch Längsteilung schreiten. Daß außerdem auch noch lebende männliche Formen übertragen w r erden, dürfte nur ausnahmsweise Vorkommen; wenn es aber geschieht, müssen diese Formen im Vogelblut ebenso rasch zugrunde gehen wie im Körper der Mücke. Die Übertragung von großen weiblichen Formen scheint schon deshalb ausgeschlossen, weil diese kaum noch imstande sein dürften, das Saugrohr des Mückenrüssels zu passieren. Wohl aber könnten vielleicht zusammen mit den indifferenten Formen noch kleinere, in der Differenzierung zu Weibchen befindliche Trypanosomenformen von der Mücke übertragen werden, und diese dürften dann wie die in der Blutbahn des Vogels sich entwickelnden Gameto- cyten in die Erythrocyten eindringen und sich dort direkt zu Makrogametocyten entwickeln.
Jedenfalls sind die Formen, welche die natürliche Infektion des Vogels bewirken, keine spezifischen Entwicklungsstadien (Sporen oder dgl.), sondern dieselben Formen, welche dauernd während des ganzen Verlaufs der Infektion der Mücke gebildet werden und welche sich auch nur in verhältnismäßig untergeordneten Punkten von den in der Blutbahn des Vogels sich entwickelnden unterscheiden. Schaudinn hat daher auch die Infektion der Vögel auf künstlichem Wege durch Injektion einer Aufschwemmung der aus dem Magen oder dem Eierstock der Mücke stammenden Parasiten in Kochsalzlösung ebensogut erzielen können wie durch den Stich einer infektionsfähigen Mücke oder durch direkte Überimpfung parasitenhaltigen Blutes von einem Steinkauz auf den anderen.
Auf Taf. VI ist im Interesse der Übersichtlichkeit nur die Übertragung kleiner indifferenter Parasitenformen von der Mücke auf den Vogel eingetragen, nicht auch diejenige größerer indifferenter Formen oder junger Weibchen.
h) Vererbbarkeit (1er J/ffejjio/j/'ofcMg-Infektion.
Während die Mehrzahl der Parasiten in der geschilderten Weise durch den Blutstrom in das Herz und nach dem Pharynx geführt wird, können andere anstatt dessen in die Eierstöcke einwandern, weiche zu den Seiten des Ileum und Colon liegen und also der Stelle, wo die Parasiten die Darmwandung durchbrochen haben, benachbart sind (vgl. Bd. II S. 55 Fig. 8).
Die Ovarien der Culiciden wie überhaupt der Insekten bestehen aus einer größeren Zahl von Eiröhren, welche in den sog. Eierkelch (Calyx ovarii), den innerhalb des Eierstockes gelegenen Anfangsteil des Eileiters einmünden. Jede dieser Eiröhren, welche durch Bindegewebe zu einem einheitlichen Organ verbunden sind und bei den Culiciden in annähernd radiärer Richtung von der Oberfläche des Eierstockes nach dessen Innerem verlaufen, enthält die Eier in einfacher, perlschnurähnlicher Anordnung. Jedes Ei ist von einem Follikelepithel umgeben, welches die als Chorion bezeichnete Eihülle abscheidet.
Nur in die jüngsten, des Chorions noch entbehrenden Eier vermögen die Parasiten einzudringen (vgl. auch Tnjpanoxoon lewisi auf S. 110) und infolgedessen scheint der Prozentsatz der Mücken, bei welchen die Parasiten vererbt werden, ein außerordentlich geringer zu sein. Diese Weiterverbreitung der Parasiten durch Vererbung hat nicht annähernd die Bedeutung wie bei Ilerpetomonas (vgl. S. SO)
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