Die im Blute schmarotzenden Protozoen und ihre nächsten Verwandten.
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fertige weibliche Trypanosomenform (Taf. VI Fig. 24w) ist gegenüber den indifferenten und den männlichen Formen außer durch die dunklere Färbbarkeit ihres mit körnigen Reservestoffen beladenen Endoplasmas, welche bereits dem Ookineten zukam, auch noch durch plumpere Gestalt und erheblich schwächere Entwicklung des Geißelapparates (geringere Größe des Blepharoblasten, geringere Länge der Geißel) ausgezeichnet. Infolgedessen ist auch die Beweglichkeit dieser weiblichen Formen eine wesentlich geringere als die der indifferenten Formen und in der Regel kommt es sehr bald zur Festsetzung an der Darmwand der Mücke. Hierbei erfolgt die Rückbildung des Geißelapparates in derselben Weise wie bei den indifferenten Formen, die Gregarinenähnlichkeit dieser weiblichen Ruheformen (Taf. VI Fig. 25 w) ist aber eine ganz besonders große. Von den Ookineten unterscheiden sie sich häufig nur durch das Fehlen des Pigments. Anfänglich scheinen sie sich durch Neubildung eines Geißelapparates noch wieder zu Trypanosomenformen umgestalten zu können, später aber geht ihnen dies Vermögen verloren und sie können nur noch träge Kontraktionen, Krümmungen und Knickbewegungen ausführen.
Die weiblichen Formen von Haemoproleus noctuae sind allem Anschein nach nicht imstande sich gleich den indifferenten Formen durch Teilung zu vermehren, wohl aber können sie durch ein mit immer zunehmender Aufspeicherung von Reservestoffen verbundenes Wachstum die dreifache Größe der indifferenten Formen erreichen.
Diese starke Aufspeicherung von Reservestoffen bedingt dann auch die große Widerstandsfähigkeit dieser Formen gegen äußere Einflüsse. Unter Umständen ? bleiben sie allein am Leben, während alle anderen Stadien absterben. Dies ist z. ß. der Fall, wenn man die Mücke nach dem die Infektion vermittelnden Saugen längere Zeit hungern läßt (bei einer Temperatur von 4—5° C kann diese Hungerperiode auf 2—3 Wochen ausgedehnt werden, ohne die Lebensfähigkeit der Mücke zu beeinträchtigen). Freilich bleiben auch die weiblichen Formen dann nicht im Darmlumen. Sie dringen vielmehr zwischen die Epithelzellen ein, wie wir dies bereits von den Ruheformen des Trypanozoon leioisi kennen gelernt haben, und lagern schließlich sogar alle ähnlich den später zu besprechenden Ookineten des Malariaparasiten völlig unterhalb des Epithels, zwischen diesem und der Tunica elasticomuscularis des Mückendarmes (vgl. S. 164).
Dieselben weiblichen Ruheformen sind es auch, welche die später zu besprechende germinale Infektion vermitteln, da sie imstande sind, im Ovarium der infizierten und überwinternden Mücke die Kälte des Winters zu überdauern, um dann im Frühjahr in den abgelegten Eiern sich weiter zu entwickeln.
Rückbildung der weiblichen Formen: Wenn die weiblichen Formen auch nicht imstande sind, sich direkt durch Teilung zu vermehren, so vermögen sie \ doch andererseits nach dem Aufhören der ungünstigen Lebensbedingungen, die ihr ij alleiniges Überdauern zur Folge hatten, sich .zu einer der Weiterentwicklung und
I S Vermehrung fähigen Form umzugestalten. Diese Umgestaltung ist vor allem mit $ komplizierten Veränderungen am Kernapparat verbunden. Der Hauptkern schnürt ■'if durch ungleichpolige Kernteilung einen kleineren, dem Blepharoblasten ähnelnden Kern ab und dieser neu entstandene Kern macht ebenso wie der Blepharoblast zwei Reduktionsteilungen durch (Taf. VI Fig. 2G w und 27 w). Während daun die vier so entstandenen Reduktionskerne dem Untergange verfallen, rücken die beiden reduzierten Kerne von entgegengesetzten Seiten in den in Ruhe gebliebenen Hauptkern hinein (vgl. Taf. VI Fig. 28 w—29 w) und verschmelzen in seinem Inneren zu einem einheitlichen Innenkörper (Karyosom), derart, daß das Endprodukt dieser ganzen Vorgänge bis auf das Fehlen des Pigmentes wieder dem Ookineten gleicht (vgl. Taf. VI Fig. 30 w). Man kann also diesen ganzen Vorgang als eine Rückbildung auffassen, bei der im Interesse eines Wiedererwerbes der Vermehrungs-