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Dr. Max Lühe.
gebildet (vgl. auch S. 155). Der fertige Mikrogamet ist nach Schaudinn derart gebaut,, daß entsprechend der fadenförmigen Form des ganzen Gebildes auch der (nur vier Chromosomen enthaltende) Kern sehr lang gestreckt ist. während der Blepharoblast (mit acht Chromosomen und Zentralkörper) auffällig groß ist und die undulierende Membran sich nicht noch in eine freie Geißel verlängert, sondern jederseits zusammen mit den acht mantelförmig angeordneten Myonemen in einem Spindelpol endet, der vorn dicht am Vorderende des ganzen Mikrogameten liegt, hinten noch eine ziemliche Strecke von dem fadenförmigen Protoplasmakörper überragt wird. (Vgl. Fig. 32.)
In dem Mikrogametocyten werden stets acht Mikrogameten angelegt, selten aber kommen alle acht Anlagen zur Entwicklung. Vier ist jedoch die Mindestzahl, die bisher beobachtet wurde. Beim Tertianparasiten des Menschen, wo die Verhältnisse ganz ebenso liegen, fand Schaudinn, daß nur in drei Fällen acht, meist sechs, häufig aber auch nur vier oder fünf Mikrogameten sich loslösten. Auch erfolgt diese Loslösung nicht gleichzeitig. Ein Teil kann schon fortgeschwärmt sein, wenn andere noch erst in Bildung begriffen sind. Auch äußern sich die nicht zur völligen Ausbildung gelangenden Mikrogametenanlagen nicht nur in den Kern Verhältnissen, vielmehr kann sich eine solche Anlage auch schon in einem mehr oder weniger langen, in der Entwicklung stehen gebliebenen Protoplasmafortsatz des Restkörpers darstellen.
2. Reifung des Makrogameten.
Die Entwicklung, welche der Makrogametocyt bei der als „Reifung“ bezeich- neten Umwandlung zum befruchtungsfähigen Makrogameten durchmacht, erfolgt gleichfalls erst nach der Entleerung des Blutes im Darme der Stechmücke (bzw. auf dem Objektträger). Die hierbei erfolgenden äußeren Form Veränderungen entsprechen durchaus, den gleichzeitigen ersten Veränderungen des Mikrogametocyten, indem auch der Makrogametocyt sich kugelig abrundet und durch Berstung der ihn umgebenden Erythrocytenhülle frei wird. Gleichzeitig beginnen Veränderungen am Kernapparat des Makrogametocyten, die den Reifungserscheinungen bei den Metozoen- eiern vergleichbar sind. Wie bei diesen führen in bestimmter Weise erfolgende Kernteilungen zu einer Reduktion der Kernsubstanz, nach deren Ablauf auch die Umwandlung des Parasiten zum befruchtungsfähigen Makrogameten vollendet ist.
Die Details dieser Kernreduktion sind wiederum durch Schaudinn aufgeklärt worden. Danach ordnet sich das Chromatin des Hauptkernes zu einem Fadenknäuel, welcher alsdann unter Verdoppelung der Normalzahl von acht Chromosomen in vier Vierergruppen zerfällt. Es folgt eine Kernteilung (vgl. Taf. VI Fig. 16 a), die zur Bildung von zwei Tochterkernen mit je vier Zweiergruppen führt, und der eine dieser beiden Kerne teilt sich abermals, um einen zweiten Richtungskern und den Kern des befruchtungsfähigen Makrogameten mit je vier einfachen Chromosomen aus sich hervorgehen zu lassen. An diesen Teilungen des Hauptkems nimmt auch der Blepharoblast teil, indem er vor Beginn derselben in den Hauptkern hineinrückt und alsdann den letzteren in ähnlicher Weise zerstemmt, wie dies bereits früher für das Karyosom anderer Blutparasiten angegeben wurde. In dem befruchtungsfähigen Makrogameten ist dann auch die Chromosomenzahl des Blepharoblasten auf die Hälfte (d. h. gleichfalls auf vier) reduziert und die beiden Reduktionskörper, die anscheinend nicht wie die Richtungskörper der Metazoeneier ausgestoßen w'erden, sondern im Plasma des Makrogameten liegen bleiben und der allmählichen Resorption anheimfallen, sind je aus Hauptkern und Blepharoblast zusammengesetzte Doppelkerne (vgl. Taf. VI Fig. 17 a).
3. Befruchtung und Bildung des Gokineten.
Wie die Reifung des Makrogameten, so erinnert auch seine Befruchtung durch einen Mikrogameten lebhaft an die entsprechenden Vorgänge bei den Metazoeneiern.