Vorwort.
Den so vielseitigen, dem deutschen Volke seit einer Reihe von Jahrzehnten in der Auswanderungsfrage vorgestellten vractischen Ausgaben wird leider auch heute nur ein äußerst begrenztes Interesse bethätigt. Solch' bedauerliche, selbst in unseren kolonialen Kreisen geübte Zurückhaltung dürste aber in dem Umstände ihre Erklärung und Rechtfertigung finden, daß Wohl ein Jeder, sobald er sich dieser Frage in practischer Arbeit zuwendet, es unmittelbar empfinden wird, welch' ein besonderes Maaß von Verantwortung an solche Mitarbeit gebunden ist. So darf es wohl nicht zu sehr Wunder nehmen, wenn die Uebernahme einer derartigen Verantwortung in den meisten Fällen als etwas Unsympathisch es abgelehnt wird und in sehr vielen Fällen im Blick aus die schon vorhandene Arbeitsbürde Wohl auch als eine thatsächliche Unmöglichkeit anerkannt werden muß.
Handelt es sich bei Lösung dieser Ausgaben doch in erster Linie um die Zukunst von Tausenden von Landslenten, denen man in der directen Veranlassung zur Auswanderung, einem der folgenschwersten Schritte im Familienleben wie im Leben des Einzelnen, nicht nur eiue gewissenhafte Führung und Leitung bis an's Ziel, sondern auch weiterhin eine möglichst ausreichende Beratung und Fürsorge schuldet.
Nur dann, wenn dieses Schuldbewußtsein andauernd und allseitig als die Arbeits-Directive erkennbar ist, wird eine Koloni- sations-Gesellschaft in ihrer Arbeit Resultate erzielen können, die eine Rechtfertigung für die Aufnahme derselben bieten und der Gesellschaft auch mit der Zeit die erstrebte Anerkennung sichern.
Jede erfolgreiche Kolonisationsarbeit hat aber nicht nur einen fröhlichen Wagemuth zur Voraussehung und die Willigkeit, ein allezeit reich bemessenes Maaß unliebsamer Erfahrungen in gerechter und ungerechter Kritik dauernd auf sich zu nehmen, sondern wird
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