Druckschrift 
Deutsche Kulturaufgaben in China : Beiträge zur Erkenntnis nationaler Verantwortlichkeit / hrsg. von Paul Rohrbach
Seite
19
Einzelbild herunterladen
 

schaft die Chinesen blind gemacht hat für die Unterschei­dung zwischen Mittel und Zweck. Da man durch das Zu­sammentreffen mit dem Abeudlaudc zunächst zu der Über­zeugung gelangt war, daß man vom richtigen Wege ab­gekommen sein müsse, so suchte man instinktiv im Altertum, diesem vermeintlichen höchsten Niveau der möglichen Ent­wicklung, nach der verloreneu Norm, und gleichzeitig suchte mau in ixn abendländischen Cinriehtnngen nach Ver­körperungen dieser ^'m'in. Und zwar kümmerte man sich dabei wenni nm die leitenden Ge-danlen, die den Ein­richtungen des Abendlandes zugruude lagen, sondern man nahm diese Einrichtungen einfach in das Reformwerk auf und verlieh ihnen Namen, die in der chinesischen Ge­schichte zu belegen waren, ja man borgte sogar mehrfach lediglich die Rainen vom '.'ll teiln in und legte sie bestehen­den Einrichtungen bei. Nur wo es durchaus nicht zu vermeiden war, gab man neuen Einrichtungen wirklich ueue Bezeichnungen, meist Übersetzungen der fremden Namen. Vielfach bestanden die Neuerungen auch ledig­lich in theoretische» Entwürfen und Abhandlungen ohne ernstgemeinte wirkliche Ausführbarkeit. Also: Formen n nd i nun er nnr formen! Der Schein war vorhanden, für das Wesen schien tatsächlich das Verständnis ver­loren zu seiu. So charakterisiert sich iu der Tat der größte Teil der uach außen in die Erscheinung getretenen amt­lichen Reformtätigkeit als eine Umbildung der Formen. Selbst die geplante Staatsverfassung und das zu bildende Parlament machen hiervon keine Ausnahme. Auch den Gedanken eines Parlamente hat man durch das Altertum legitimieren ^n sollen geglaubt, indem man die Keime dazu iu eiuer Einrichtn,,^ der ^an-Dyuastie sehen wollte es handelt sich um gewisse uichtbeamtete Regierungs­berater jener früheu Zeit. Selbstverstäudlich kann auch

19