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Deutsche Kulturaufgaben in China : Beiträge zur Erkenntnis nationaler Verantwortlichkeit / hrsg. von Paul Rohrbach
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maßende Hochmut allem Fremden gegenüber, die in den abendländisch chinesischen Beziehungen eine so unheilvolle Rolle gespielt haben, znnial diese beiden Eigenschaften auch den abendländischen Völkern keineswegs immer fremd gewesen siud. Das war in wenigen Worten die Ent­wicklung des chinesischen Geistes unter der Ming-Dynastie im 14., 15. uud l<!. Jahrhundert. Die mandschurische Eroberung im 17. Jahrhundert führte noch einmal zeit­weilig nnd teilweise eine Unterbrechung herbei, indem ein frisches, naturkrüftiges Volk dem verdorrenden Riesen­körper neue Säfte brachte. Noch heute muten uns die Edikte der ersten großen Mandschu-Kaiser in ihrer ein­fachen und derben, aber gedankenreichen Sprache an wie klänge aus einer anderen, gesunderen Welt; aber auch die neue Dynastie erliegt bald dem Einflüsse des Dogmas von Tschu Hi und seinen Nachfolgern, die Mandschus wurden völlig zu Ehiueseu. Also Eiuschläferung der Individuali­tät, dogmatisch geregelter Universalismus in Weltanschau­ung Ethik, Politik uud sozialem Gemeinschaftsleben; sklavische Verehrung der Form uuter gänzlicher Ver­achtung der Wirklichkeit, verbunden mit Selbsttäuschung nnd innerer UnWahrhaftigkeit als den natürlichen Folgen; verblendeter Hochmut uud Eigendünkel dem Auslande gegeniiber das war der Znstand des chinesischen ^eisle^ledenv nach der sechcchnndeniöl,eigen Aöschließungs- periode, als um die Mittte des 19. Jahrhunderts der Zu­sammenstoß mit dem Abendlande und seinen Ausdeh­nungsbestrebungen erfolgte.

Der Gang der Ereignisse seitdem ist bekannt. Es bedürfte einer Reihe bitterer Erfahrungen uud schwerer Demütigungen, ehe die dogmatische Erstarrung zu weichen uud das Chinesentum sich wieder selbst zu erkennen begann. Die Anfänge dieses lösenden Vorganges reichen zurück bis

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