Vorwort.
Der vierte Band des Urkundenbuchs umfasst, wie der dritte, einen Zeitraum von dreissig Jahren, 1381—1410. Das charakteristische Merkmal der Periode ist die Ausdehnung der Herrschaft Bremens über das Gebiet der untern Weser. Geboten war die hierauf gerichtete Politik vornemlich durch die unablässigen Störungen des Handels und der Schiffahrt seitens der friesischen Völkerschaften, gegen welche die in früherer Zeit häufig erneuerten Handels- und Freundschaftsverträge keine Sicherheit mehr gaben, zumal seit um das Ende des L4. Jahrhunderts die Vitalienbrüder ihre Plage auch über die Nordsee ausgedehnt und bei den friesischen Häuptlingen Schutz und Schlupfwinkel gefunden hatten.
Den ersten Anlass zu jener Ausbreitung der städtischen Herrschaft gab aber im Jahre 1381 eine Fehde gegen die Herren von Mandeslo und andere Stiftsritter (s. Nr. 1, 3, 6—8),*) in welcher Herzog Albert von Sachsen-Wittenberg, der ebenfalls der Stadt abgesagt hatte, die ihm gehörige Hälfte von Schloss und Herrschaft Bederkesa an Bremen verlor. Die Stadt übergab diesen Gewinn am 18. Mai 1382 (Nr. 14) zur Verwaltung an den Amtmann des Bremischen Stifts, den Hamburger Dompropst Bernhard von Schauenburg, welcher ihr schon im October vorher (Nr. 9) die Zusicherung gegeben hatte, sie bei ihren alten Rechten und Freiheiten und beim Pfandbesitze an den erzbischöflichen Schlössern Langwedel, Thedinghausen, Wildeshausen und Stotel zu erhalten und ihr für den Fall seiner Wahl zum Erzbischof ihre Privilegien zu besiegeln. Der Besitz von Bederkesa ist Bremen, freilich nicht ohne mannigfache Anfechtungen (s. weiter unten), bis weit über den Zeitraum des vorliegenden Bandes verblieben. Nach der Chronik gewann Bremen in der genannten Fehde auch das Schloss Brokbergen, südlich des der Stadt schon seit 1380 (Bd. III Nr. 576) offenstehenden Schlosses Kranesburg an der Oste gelegen, und behielt sich auch in diesem das Oeffnungsrecht vor; **) urkundlich ist uns hierüber nichts überliefert.
In einer von Bremen im Bunde mit Bernhard von Schauenburg im Jahre 1386 gegen die Bederkesa benachbarten Geschlechter von Eime, von der Lith und von Lunenberghe geführten Fehde (Nr. 61) brachen die Verbündeten das Schloss Eime, wieder südwärts von Brokbergen und etwas nordostwärts von Vörde an der Oste gelegen, und gewannen einen Theil des südlich von Bederkesa liegenden Schlosses Luneberg. Dies Letztere mit den zugehörigen Gütern kam an das Stift Bremen, unter der Bedingung, dass es der Stadt offen sei; die Güter der von Eime und
*) Vgl. Rinesberch-Sehene bei Lappenberg, Gescbichtsquellen S. 124 ff. (Im Folgenden als R. S. citirt.) **) R. S. S. 126.