Zeitschriftenband 
Teil 4, Hälfte 1 (1924) Die Karte des Ost-Mbamlandes : nach den Aufnahmen der Expedition und unter Mitarbeit von Wilhelm Bobzin
Entstehung
Seite
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Die Aufnahme der Karte

In meinem 1200015000 qkm großen Reise-Gebiet lagen durch die Arbeiten von Foerster und Ramsay 4 Punkte astronomisch fest, die Position von Joko und die Breiten von Ngambe und Ditam, sowie des außerhalb des Kartenblattes liegenden Tibati:

Joko .... 9 = 5° 32' 13" n. Br., 7 , = 12° 20' 12"

Ngambe . . 9 = 0 ° 47', 3 Ditam ... 9 = 5 ° 21', 9 Tibati ... 9 = 6 ° 28'

Ich verzichtete daher von vornherein auf astronomische Ortsbestimmungen und beschränkte mich auf topographische Aufnahmen mit Uhr. Kompaß und Peiltisch.

Die Natur des Ost-Mbamlandes schrieb mir Art und Methode der topo­graphischen Aufnahme vor: zahlreiche, manchmal breite Flächen bedeckende Uferwälder und oft mehrere Meter hohes Elefantengras der Grasflur hinderten stunden- ja tagelang jeden Überblick über das Gelände; sorgfältige Routenauf­nahme mit Uhr und Kompaß war daher notwendig. Die Ränder der Steilstufe und die freiliegenden Inselberge boten anderseits vorzügliche Aussichtspunkte und bildeten durch ihre charakteristischen Formen ausgezeichnete Objekte für Fernpeilungen, sowohl unter einander, wie auch von jedem nur etwas erhöhten Punkt der Route aus; hier war die Peiltischaufnahme am Platz. Ich verband daher beide Verfahren mit einander.

Auf einer mit Bandmaß gemessenen Strecke bestimmten wir unsre und unsrer Pferde Geschwindigkeit; auf dem genau vermessenen Schießstand der Station Joko wurde sie in der Mitte der Reise nachgeprüft. Die gewöhnliche Routenaufnahme gestaltete ich jedoch etwas aus: ich trug nicht nur die abge­lesenen Uhrzeiten, Winkel und Höhenmessungen in das Routenbueh ein, sondern ich stellte zugleich die Geländeformen, möglichst in der Breite von etwa 1 km zu beiden Seiten des Weges in Höhenlinien mit braunem Farbstift dar, zeichnete die Gewässer blau, Waldgrenzen grün, Äcker gelb, Siedelungen rot, so daß sich ein unmittelbares, wenn auch nur skizziertes Landschaftsbild ergab. Ich gewann dadurch die Grundlagen für den Typus der Geländeformen, der Vege­tationsverteilung, der Lage der Siedelungen. Da ich außer bei Berg­besteigungen stets vom Schritt gehenden Pferd aus topographierte, war ich in Geschwindigkeit und in Schärfe der Beobachtung in hohem Grad unabhängig von persönlicher körperlicher Ermüdung; der erhöhte Sitz verschaffte mir über­dies den sehr erwünschten bessern Überblick über mittelhohes Gras. Um die