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nannten Ost-Mbamland, kam schon in den Zeiten der klassischen Afrika-Forschung, vor mehr als 70 Jahren zu uns. Heinrich Barth, der 1851 bis nachYola gelangte, zog dort umfangreiche Erkundungen ein über das sich weiter nach Süden ausdehnende Adamaua und die daran angrenzenden Landschaften. Wie alle Erkundungen bei unzivilisierten Völkern enthalten sie neben ganz unbestimmten und unbestimmbaren Angaben auch solche von überraschender Genauigkeit. 1854 brachten die Erkundungen der Binue- (oder Tschadda-)Expedition des Engländers Baikie weiteres Material, so daß A. Peter mann 1 ) als Beigabe zu einem Bericht über diese Expedition eine „Karte von den Strömen Kowara und Binue (oder Tschadda)“ in 1 : 2 500000 zu zeichnen unternahm. Entsprechend der Auffassung jener Zeit, der sich später instinktiv Dominik anschloß imd zu der auch ich mich auf Grund meiner Kenntnis des Ost-Mbam- landes bekenne, wird das von Tikar, Bute (Wüte) und Baja bewohnte Land als außerhalb des Reiches Adamaua liegend bezeichnet. Außer den Tikar und Wüte finden sich die Völker na men derBati und„Umbum“ (= Mbum) auf der Karte, diese letzten als Ländername im Gebiet von Tibati und „Ingaundere“ (= Ngaumdere). Die Namen von vier Hauptstämmen des Ost-Mbamlandes stehen also auf dieser Karte vom Jahre 1855 an ungefähr richtiger Stelle (vergl. II). Daraus geht hervor, daß die von uns erkundeten Wanderungen der Wüte richtig sind, auch ihre Zeitsetzung; denn die Bute (Wüte) sind nordöstlich der Tikar eingezeichnet, in einem Gebiet, das sie selbst uns als ihren früheren Wohnsitz bezeichnet haben. Welcher Stamm mit den Kottoto, etwa im Gebiet der Wute- Ebene eingetragen, gemeint sein mag, bleibt freilich unklar, möglicherweise könnten es die Keperre sein, die später am Djerem saßen.
Von den Gewässern des Ost-Mbamlandes ist 1855 noch keiner der großen Ströme bekannt, weder der Mbam, noch der Djerem-Sanaga. Wohl aber finden wir den Kim, der ganz richtig nach W fließt, dann aber, unrichtig, in den Rio del Rey mündet. Der „Kamerun“ entsteht aus Quellflüssen an der Grenze von Tikar und Wüte, was keinerlei Beziehung zur Wirklichkeit hat.
Die Oberflächenformen des Ost-Mbamlandes sind nicht berücksichtigt, keines der so charakteristischen großen Inselbergmassive, noch die steile Ndomme-Stufe sind verzeichnet.
Eine neue Karte von Br. Hassenstein von 1863, „die Flußgebiete des Binue, Alt-Calabar und Kamerun in West-Afrika“ 2 ), zeigt darin einen wesentlichen Fortschritt. Hassenstein hat den Erkundungen Barths 3 ) wichtiges entnommen und ein verhältnismäßig gutes Kartenbild zusammengestellt. Der „Hössere Labue“ ist der Lage nach wohl der große Inselberg Djote westlich Tibatis (I), freilich die Angabe, daß hier das Quellgebiet des Faro zu suchen sei, ganz unrichtig. Überraschend richtig ist der „Lenguadje“, das Inselbergmassiv des Njua dargestellt, und auch die Bemerkungen „große Gebirgsgruppe, bewohnt von Tikar und angeblich zur Herrschaft des Amba-Sambu, Statthalters von Tschamba gehörig“, entsprechen genau den damaligen, noch umstrittenen Herrschafttsansprüchen der Fulla. Auch die „Ebene mit einzelnen isolierten Bergen“
’) P. M. 1855, Tafel 18 2 ) P. M. 1863 Tafel 6 3 ) Barth, Reisen in Afrika, II S. 564