Psittacosis.
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§
Diagnose.
Wenn die Entstehungsursache nicht bekannt ist und das epidemische Auftreten nicht auffällt, so ist es schwer, die Diagnose auf Psittacosis zu stellen. Man wird deswegen bei Hausepidemien von schweren Pneumonien stets sorgfältig nach der Ätiologie zu forschen haben.
Besonders ist es wichtig die Krankheit von der typhoiden oder para- typhoiden Infektion oder von Influenza zu unterscheiden. Die Differentialdiagnose wird teils durch die Anamnese, teils durch den eigenartigen Verlauf jeder dieser Krankheiten gesichert.
Von Typhus und Paratyphus unterscheidet sich die Psittacosis durch die unregelmäßige Fieberkurve, durch das oben erwähnte Fehlen der gastrischen Erscheinungen und der Roseola und durch das Überwiegen der Erkrankung des Respi- rationstraktus. Letztere verleiten eher zu einer Verwechslung mit Influenza, bei welcher Entwicklung und Verlauf der Veränderungen in den Lungen ganz ähnliche sind, mit dem einzigen Unterschiede, daß bei Influenza der Katarrh der oberen Luftwege, Nase usw., selten vermißt wird, während er bei Psittacosis fehlt. Bei dieser besteht heftiger und unaufhörlicher Hustenreiz ohne nennenswerten Auswurf, die Auskultation ergibt wenig oder gar nichts, bei jener ist der Schmerz beim Husten ist erträglich und die Auskultation ergibt weitverbreitete Rasselgeräuche, außerdem bei der Psittacosis der ganze Verlauf der Krankheit und die Rekonvaleszenz im ganzen langsamer als bei Influenza.
Wie oben mitgeteilt, hat Nicolle die Möglichkeit einer Serumdiagnostik der Psittacosis nachgewiesen. Das Agglutinationsvermögen steigt manchmal bis auf 1: 60, in anderen Fällen kann es sehr schwach sein (1: 10) oder wegen schneller Entwicklung der Krankheit ganz fehlen (Sicard, Gilbert und Fournier).
j Behandlung.
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i Die Therapie kann nur eine symptomatische sein, wie bei anderen Infektions-
| krankheiten von typhösem Typus. Man verordnet flüssige Nahrung, besonders
7 Milch, gegen Verstopfung salinische Abführmittel und Klistiere. Hohes Fieber wird
| durch reichliche Zufuhr von Getränken und Kaltwasserbehandlung bekämpft. Die
i. Herztätigkeit ist durch die üblichen Stimulantien, reichliche Alkoholzufuhr bei
Trinkern, Coffein, Spartein, Digitalis usw. zu erhalten. Maragliano empfiehlt Digitalis in hohen Dosen, welches er für geeignet hält, das Toxin der Diplokokken zu zerstören oder zu neutralisieren, oder Chinin, welch letzteres nach seiner Ansicht das bekömmlichste und wirksamste intern oder subkutan anwendbare Antiseptikum auch bei dieser Infektionskrankheit ist. In sehr schweren adynamischen Fällen ist zu subkutaner oder intravenöser Infusion von physiologischer Kochsalzlösung zu greifen.
Gegen die Erregungszustände und Delirien hat sich Chloralhydrat wirksamer erwiesen, als die anderen Sedativa.
Prophylaxe.
Gesunde Papageien, auch wenn sie frisch eingeführt worden sind, dürfen zwar zunächst als ungefährlich angesehen werden, müssen aber unter Beobachtung gehalten werden, wobei jede Berührung mit ihnen zu vermeiden ist.
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