Psittacosis
Von
Dr. Filippo Rlio,
Oberstabsarzt in der Königl. italienischen Marine, Professor der exotischen Medizin an der Universität zu Neapel.
Deutsch von C. Mensc.
Definition.
Die Psittacosis ist eine zur Gruppe der Paracolibazillosen gehörende, von neu eingeführten Psittaceen, amerikanischen Papageien, welche infolge der ungünstigen gesundheitlichen Verhältnisse auf dem Transporte über See an Darmkatarrhen leiden, in kleineren Hausepidemien auf den Menschen übertragene Infektionskrankheit.
Sie verläuft unter dem Bilde eines typhösen Fiebers, welches sich oft frühzeitig mit schweren Erkrankungen der Lungen kompliziert.
Geschichte.
Ritter beobachtete zuerst im Jahre 1879 eine Hausepidemie von Lungenentzündung bei Menschen, welche frisch importierte an tödlich verlaufenden Darmkatarrhen leidende Papageien hielten, sah aber die Vögel nur als die Vermittler der auf der Reise von ihrer Umgebung aufgenommenen Krankheitserreger an.
Ähnliche Beobachtungen machten 1882 Ost in Bern und 1885 Wagner.
Eberth (1880) und Wolff (1885) fanden bei ihren Untersuchungen über die Papageien-Enteritis in allen Organen und besonders in grauen Knoten in der Leber Mikrokokken, im Darmkanal das Bild eines mittelschweren Katarrhs, im Dünndarm seltener oberflächliche Ulzerationen.
1892 brach die erste Psittacosis-Epidemie mit hoher Mortalität in Paris aus, wo die Krankheit anfänglich für eine infektiöse Lungenentzündung gehalten wurde. Kleinere Epidemien folgten dort 1893, 1895 und 1898, in Italien 1894 in Florenz, 1895 in Prato. 1897 in Genua, 1901 in S. Elpidio bei Ancona und anderswo. Eine Epidemie in Hüll wurde 1901 von Leichtenstern studiert.
In Stettin beobachteten Haedke und Neisser 1898 eine Endemie von Pneumonie in einer Eamilie, welche einen kranken, neueingeführten Papagei hatte. Von vier Kranken starben drei.