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Bd. 3 (1906)
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Tropische und subtropische Viehseuchen.

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Dabei werden die Entleerungen unter Tenesmus abgesetzt. Die Atembesch wer­den werden größer, der Husten wird immer kürzer, ist dabei schwach und schmerz­haft, die Tiere suchen ihn zu unterdrücken. Die Milch Sekretion versiegt, das Euter schrumpft zusammen, die Futteraufnahme ist vollständig sistiert.

Am 4. bis 5. Tage stehen die Tiere mit tiefgesenktem Kopfe da, die Schwäche wird so groß, daß sie kaum zu husten vermögen und nur ächzen. Der Leib ist stark aufgeschürzt. Die Respiration ist beschleunigt, fast pumpend, mitunter auch unmerklich, doch stets von kostalem Typus.

Die Auskultation und Perkussion der Brustwände ergeben in der Regel keine konstanten, bemerkenswerten Abweichungen, in manchen Fällen Rassel­geräusche und Dämpfung. Es bildet sich im Anschluß an Lungenemphy­sem oft Emphysem der Unter haut längs des Rückens, am Halse und an der Brust aus.

Die Tiere scheinen heftige Schmerzen zu empfinden und geben dies durch öfteres Umsehen nach dem Hinterleibe, durch Zähneknirschen, Ächzen und Stöhnen zu erkennen. Beim Druck gegen die Bauchwandungen weichen die Tiere aus. In manchen Fällen beobachtet man einen exanthematischen Prozeß auf der Haut in Form von Pusteln, die verschorfen; so an den Schenkelinnenflächen, dem Euter und Hodensack.

Besteht der starke Durchfall ununterbrochen fort, so nehmen die Erschöpfung und die Abmagerung rapid zu: die Tiere brechen machtlos zusammen, liegen völlig entkräftet am Boden und stöhnen bei jedem Atemzuge. Der Kopf wird auf­gestützt, die Bulbi sind zurückgezogen.

Auf der Nasen- und Lippenschleimhaut, auf der Schleimhaut der Zunge, der Backen, am Zahnfleisch und auf der Scheidenschleimhaut bedecken sich die charakte­ristischen roten Flecke und Streifen im weiteren Verlaufe mitunter mit gelblich grauen, leicht entfern baren Schorfen, nach deren Abstoßung die sogenannten Ero­sionsgeschwüre Zurückbleiben.

Die anfangs serösen bis schleimigen Ausflüsse aus Nase, Maul, After und Scheide werden mißfarben, oft eitrig und übelriechend.

Die Temperatur sinkt nun unter die Norm.

In diesem Stadium angelangt, erfolgt meist der Tod unter den Erscheinungen der Gehirnlähmung.

Abweichend von diesem gewöhnlichen Krankheitsbilde zeigen manche Tiere große innere Unruhe; dieselbe kann sich sogar bis zur Tobsucht steigern (Gehirn­kongestion).

Dieckekiioff unterscheidet konstante und inkonstante Symptome.

1. Konstante Symptome.

Fieber, Schüttelfrost, gesträubtes Haar, Zittern, Hustet), Versiegen der Milch­sekretion, ungleiche Verteilung des Blutes, erhöhte Pulsfrequenz, Atembeschwerden, Rasselgeräusche, Stöhnen, verminderter und perverser Appetit, Leibschmerzen, Un­ruhe, Durchfall, Erschlaffung des Afters, unwillkürliche Entleerung von Exkrementen, Erosionen in der Scheide.

2. Inkonstante Symptome.

Ausschlag (Ekzem, Exanthem), Emphysem, besonders am Hals und Rücken, Kolikerscheinungen, Gehirnreizung, Meningitis, Tobsuchtsanfälle.

Bei dem meist ungünstigen Verlaufe der Rinderpest gehen die Tiere ge­wöhnlich am 5., 6. oder 7. Tage zugrunde; indessen sterben manche erst am 9. Tage.